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Mein lieber Herr Apitsch.

Ich habe sein Schreiben nebst den beygefügten erbaulichen Schriften richtig erhalten und danke ihm für die wohlgemeinte Mittheilung der letztern. Ich wünsche, dass er bey Gelegenheit dem Herrn von Pfeil für die Aufmerksamkeit, die er gegen mich erweiset, danken möge. Es ist sehr rühmlich, dass es noch Männer giebt, die der reinen Lehre und wahren Gottseligkeit nachspüren und sie ausüben — von denen man sagen kann sie wandeln vor dem Herrn und leben im Glauben des Sohnes Gottes. Ihn ermuntere Ich, dass er in dem bisher erwiesenen Gottseligen Eyfer fortfahren, und sich dadurch der Belohnung versichern möge, die der Gemeine Smyrna zugesagt ist: Sey getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des ewigen Lebens geben. Offenb. 2, 10. Ich bin seyn wohl affectionirter

Potsdam
d. 12ten März 1784
Friedrich Wilhelm
Prinz von Preussen.

Solche gottselige Gedanken dieses Herrn werden vielleicht Vielen unerwartet sein: Ich kann aber noch melden, dass S. K. H. mit Ihrem Regt. öffentlich zum Heil. Abendmahl gehen, auch in die Kirche kommen, und wie man mir versichert hat, würden zu seiner Zeit die Neugläubigen Theologen in unserm Lande, welche sich jetzt als Aufklärer der Religion auszeichnen, kein Glück bey ihm machen, weil der gemeine Mann auch selbst der Soldat in seinem Glauben dadurch irre gemacht und treulos wird.« —


Da es nun bekannt ist, dass Friedrich Wilhelm II. schon als Kronprinz ganz in die Hände Wöllners und Bischofswerders geriet, die als echte Rosenkreuzer ihm Geistererscheinungen vorschwindelten und tiefe Kenntnisse der Naturgeheimnisse heuchelten, so ist es nicht verwunderlich, dass dieser auch gegen die Illuminaten, als die entschiedenen Gegner der Rosenkreuzer, durch die Genannten eingenommen wurde. Der König hat denn auch in späteren Jahren versucht, andere Fürsten gegen die Illuminaten aufzubringen; natürlich stecken Wöllner und Pater Frank und durch letzteren die jesuitischen Dunkelmänner hinter diesen Versuchen. Ein interessanter Beweis für die Art und Weise dieses Kampfes besitzt das Dresdener Staatsarchiv. Da- selbst findet sich ein Aktenband, benannt: Verwendungen, Requisitiones und andere officielle Communicationes der Königl.

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)