Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 217.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

man fand sie zu schwach. Ich war der Meynung, dass es der Vernunft angemessener wäre, die Heyrath mit der verstorbenen Frau Schwester, im Fall Kinder vorhanden sind, eher zu fördern, als zu verbieten. Bey den geistlichen Gerichten hatte man diese Meynung nicht. Umsonst; diese Gründe schienen schwach. Sehr viele Zeit gieng über diesen Streit verlohren; und schon damahlen im Jahre 1782 versicherten mich viele angesehene Männer, welche die Praxis curiae besser verstanden, dass eine Schwängerung das kräftigste Beförderungsmittel bey ähnlichen Gesuchen sey. Der Leser kann sich einbilden, dass die Einladung und Versuchung nicht gering war. Aber ich scheute die Folgen und der Vorschlag unterblieb.

Nach wiederholten Schreiben, kam man endlich dahin überein, dass die Sache von meinem Bischoff dringend empfohlen werden müsse. Dieser Vorschlag war vernünftig, aber die Schwierigkeit war nicht gering. Der Herr Vicarius generalis, der berühmte Herr Martin Lehehbauer, war durch Anempfehlung der Jesuiten, mein abgesagtester Feind; diese erhielten also auf diese Art Nachricht von meinem Gesuch, und nur durch diese Hände konnte es gehen. Ich konnte aber vorhersehen, welches der Erfolg seyn würde. Meine Schwiegereltern erwählten einen Mittelweg, sie wandten sich geradezu an Se. Hochfürstlichen Gnaden. Hochdieselbe empfahlen diese Sache nachdrücklichst an ihr Consistorium. Dieses beschloss, das Gutachten der Theologischen Facultät zu Ingolstatt zu erhohlen. Diese berichtete zu meinem Vorteil den 3. Febr. 1783. 1. Wolfgang Fröhlich war der Concipient. Mit diesem Gutachten begleitet, gieng die Sache endlich einmahl nach Wien, und von da aus nach Rom. Alle Welt versicherte mich, nun könne es nicht fehlen, in 6 oder 8 Wochen würde ich unfehlbar im Besiz meiner Frau seyn.

Nun sage mir alle Welt, was ist hier gottloser, was, das ein Sittenverderbnis, eine Bösartigkeit verräth. Jacob hat beynahe nicht so lange um seine Rahel gedient. Schon im Jahre 1779 will ich diese Frau heyrathen, drey ganze Jahre schreibe ich in aller Welt und aller Orten um die Erlaubniss herum. Ich habe Hofnung sie zu erhalten; meine Schwägerin wohnt bey mir unter einem Haus, alle Welt versichert mir den Erfolg meines Gesuchs als unausbleiblich und gewiss; ist es nun bey diesen Umständen so entsezlich gefehlt, wenn ein Mann, der sich so wenig zerstreut, der mit solchen Unmuth und Sorgen unaufhörlich zu kämpfen hat, der stündlich diese Bewilligung

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)