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Bischöfe folgend, alle wichtigen Vorgänge dem apostolischen Stuhle meldete. Im zweiten Brief wird die Ingolstädter Universität als von Grund aus entartet dargestellt und der Bischof belobt, dass er dem Kurfürsten den Ernst des Übels mit Eifer darstellte. Diese vom Juni und November 1785 datierten Briefe beziehen sich folgerichtig auf vorhergegangene Tatsachen und sind einesteils der Freudenausdruck über die Verbote des Kurfürsten, andernteils über die endlich durchgesetzte Entlassung Weishaupts als Professor der Universität. Über die Gründe dieser Amtsenthebung Weishaupts lässt sich Dr. Carl Prantl in seiner amtlich verfassten Geschichte der Ludwig-Maximilian-Universität wie folgt aus:


»Die Veranlassung, welche die Regierung im Februar 1785 vom Zaune brach, um Weishaupt zu entfernen, ist wahrhaft lächerlich und zeigt, dass man im eigenen Schuldbewusstsein nicht wagen durfte, offene Farbe zu bekennen, welche nur von der dümmsten Sorte des Obscurantismus herbeigeschafft werden konnte. Weishaupt nämlich hatte wiederholt darauf gedrungen, dass für die Universitäts Bibliothek Pierre Bayles Dictionaire historique et critique, sowie die Werke des Richard Simon angeschafft werden sollen,[1] die Regierung aber forderte eine Verantwortung W.'s. über dies gewiss unsträfliche Begehren und nachdem dieselbe eingelaufen war, erfolgte die Entscheidung, dass an Stelle der gewünschten Werke Zabuesnigs Widerlegungsschrift anzuschaffen sei und Weishaupt vor versammelten Plenum bei geöffneten Türen das tridentinische Glaubensbekenntnis ablegen solle, im Übrigen aber mit Ende des Studienjahres von seiner Professur mit einem Gnadengehalte von 400 fl., welchen er weder in Ingolstadt noch in Münchens Nähe verzehren darf, entlassen sei.«[2]


Die kurfürstlichen Verfügungen hat Wekhrlin in seiner Zeitschrift »Das graue Ungeheuer«, im 4. Band ohne jeden

  1. Wer sich nur einigermassen mit Geschichte der wissenschaftlichen Literatur beschäftigte, weiss, welche Fundgrube gelehrten Materials bei Bayle vorliegt, auch dem Dilettanten ist es nicht unbekannt, dass R. Simon die ersten Anfänge einer biblischen Textkritik in die Theologie einführte.
  2. S. Archiv der Univ. E. I Nr. 7. Mai 1785. D III Nr. 70 f. 44 ff. Univ. Bibliothek Cod. Mscr. 475 fol. 3. 399.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)