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hauptsächlich ihm; schliesslich protestierte er, dass die Gesellschaft nicht fähig sei, wie sie argwöhne, sich zu erlauben gegenteilig zu denken, noch weniger zu handeln in ihrer Ergebenheit gegen das erlauchte Haus Palatin, sondern, dass ganz im Gegenteil sie gegen das Haus Oesterreich arbeiten. Indem er glaubte sich und seine Anhänger reinzuwaschen, merkte dieser begeisterte Professor nicht, dass ihm jedenfalls ein verwerfliches Geständnis entschlüpft war über das Wesen der Gesellschaft, und dass es nicht geglückt war, weder der Gesellschaft noch ihm, listig davon abzubringen. Er gestand naiverweise, dass sie sich in die Angelegenheiten der Regierung einmischten und das genügte, um den Verdacht, den man schon hatte, zu befestigen.

Die Herzogin verstellte sich und glaubte unterdessen den Churfürsten benachrichtigen zu müssen von dem, was geschah.

Schrecken war die erste Empfindung, welche diese vertrauliche Mitteilung bei Sr. Kurfürstl. Hoheit hervorrief und seine Sorglosigkeit, wodurch der Zustand des Verfalls herstammt, Verwirrung und Anarchie, deren Folgen hier alle Administrationsparteien empfinden, verschwand beinahe gleich. — — —


Aus dieser Unterredung Baaders hat man den Anfang der Verfolgung ableiten wollen, es ist aber klar, dass die von Chalgrin kopierte Anklageschrift des verleumderischen, unbekannten Professors dem Kurfürsten den ersten Anstoss gegeben haben muss.

Chalgrin scheint dieser Schrift zu glauben, er sieht infolgedessen Gespenster und übertreibt auch weiterhin in seinen Berichten die Sachlage; er malt die Gesellschaft als höchst gefährlich, während der Botschafter Montezan am 24. August 1785, kurz nach dem dritten Verbot in seinem Bericht sagt: »Ich muss gestehen, mir scheint es, dass man hier zu viel Wichtigkeit einer mehr lächerlichen als gefährlichen Verbindung giebt.«

Diese Tatsachen beleuchten nun auch Zschokkes Verdrehungen bezüglich Utzschneider.

Dass die Herzogin Utzschneider, der ihr Geheimschreiber war, um den Orden gefragt haben wird und dass dieser von dem professorlichen Schriftstück Kenntnis hatte, ist in seiner Stellung als Geheimschreiber selbstverständlich. Sein plötzlicher Austritt aus dem Orden Ende 1783, nachdem er doch jedenfalls

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)