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durch die Aufklärung der Vernunft, die Menschen zu ihrer Freiheit fähig zu machen, die Welt und die durch verschiedene Einrichtungen getrennte Menschen in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerechten und Tugendhaften herbeizuführen.

Es wird nun dargestellt, dass auch die Freimaurerei auf Abwege geriet, dass Grade auf Grade erfunden wurden, wodurch der eigentliche Zweck vergessen und nur der Hang zum Wunderbaren gereizt wurde, dass aber einige gute Arbeiter diesem einbrechenden Verderben sich entgegenstellten, und der Same zu einer neuen Welt nunmehr Wurzel geschlagen habe.

Es wird dann betont, dass wir (die Ordensangehörigen) uns bei dem Beginnen der Natur ihr Tagewerk zu vollenden, nur als Zuschauer verhalten, keinen Erfolg beschleunigen, und sich keine anderen Mittel erlauben als Aufklärung, Wohlwollen und Sitten zu verbreiten. Des unfehlbaren Erfolges sicher, enthalten wir uns aller gewaltsamen Mittel, vielleicht vergehen Jahrtausende oder hunderttausende darüber, wir begnügen uns damit, das Vergnügen und die Glückseligkeit der Nachwelt schon sofern vorhergesehen und durch die unschuldigsten Mittel den Grund dazu gelegt zu haben.

»Wir beruhigen uns dabei in unserm Gewissen gegen jeden Vorwurf, dass wir den Umsturz und Verfall der Staaten und Thronen eben so wenig veranlasset, als der Staatsmann von dem Verfall seines Landes die Ursache ist, weil er solchen ohne Möglichkeit der Rettung vorhersieht. Als fleissige und genaue Beobachter der Natur verfolgen und bewundern wir ihren unaufhaltbaren majestätischen Gang, freuen uns unsers Geschlechts und wünschen uns Glück, Menschen und Kinder Gottes zu sein.« —

Nachdem der Neuaufgenommene noch aufmerksam gemacht wurde, dass man diese Lehre ihm nicht aufdringe, sondern falls er besseres wüsste, das nicht verhehlen möge, er daher heraussuchen solle, was ihm gefällt, schloss die Anrede. —

Es folgte nun das Zeremoniell der Aufnahme, das aber niemals gründlich in der Weise durchgeführt wurde, wie es Knigge angab. Die Anrede allein ist nur umhergesandt worden, wurde abgeschrieben und von einigen Mitgliedern so begeistert aufgenommen, dass Weishaupt kopfschüttelnd an Zwackh schrieb:

»Sie können nicht glauben, wie unser Priestergrad bei den Leuten Auf- und Ansehen erweckt. Das wunderbarste ist, dass

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)