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das menschliche Geschlecht nicht mehr eine Familie ausmacht, sondern durch Verschiedenheit der Regierung, Länder und Religionen unter sich geteilt ist. Sobald dieser gemachte Unterschied verschwindet, sobald wird dieser gespaltene Stein wieder ganz. Und daher ist der dritte die Hieroglyphe des Zustandes von unserer zurückerhaltenen Würdigung unsers Geschlechts. Der flammende Stern mit dem Buchstaben G. ist die Aufklärung, die Gnade, Gratia, die uns leuchtet auf unsern bisherigen Irrwegen. Die, in welchen diese Gnade wirkt, sind die Erleuchteten, Illuminati: ein Name, mit welchem in der ersten Kirche alle Christen nach der Taufe, hiemit alle Gläubigen belegt wurden.

Es wird nun der geistliche Despotismus, die Religionsverfolgung geschildert, dass das Christentum seine Reinheit verlor und die echten Lehren unter Hieroglyphen, die in geheimen Gesellschaften bewahrt wurden, sich verbargen. In der Freimaurerei bedeutete daher Hieram den für das Beste der Welt erschlagenen Meister, Jesus von Nazareth. Der Name Hieram ist entstanden aus den Anfangsbuchstaben folgender Worte: Hic Jesus est restituens amorem mundi, oder wie andere lesen: Hic Jesus est resurgens a mortuis. Dahin deutet auch das rabbinische Wort Mac-benac, er hat den Sohn erschlagen. Da nach der Lehre Jesu die Menschen zu ihrer Freiheit durch Gerechtigkeit und Wohlwollen gelangen, so werden diese durch zwei Säulen mit den Buchstaben J. und B. (Justitia und Benevolentia) angezeigt, als auf welchen beiden Grundsäulen das Gebäude der menschlichen Unabhängigkeit beruht. Das Winckelmaass, Senkblei usw. sind die Symbole und Hieroglyphen der Rechtmässigkeit unserer Handlungen, mit welchen wir ihr Verhältnis zum Zweck bestimmen und abmessen. Die 9 Meister, welche den erschlagenen Hieram gesucht, stellen die ersten Stifter des Ordens vor, welche die unter Menschen verloschene Menschenliebe nach der Lehre ihres erschlagenen Meisters wieder unter sich in Gang gebracht, und von den Schlacken und menschlichen Zusätzen gereinigt. Und weil die Freimaurerei die Menschen die Kunst lehrt, sich selbst zu beherrschen, so wird sie eine königliche Kunst genannt. Sonne, Mond und Sterne sind die verschiedenen Grade der Erleuchtung, welche der Mensch auf seinem Wege zu diesem Zweck erhält.

Und so wäre also der Zweck der echten Freimaurerei durch tätiges Christentum, durch die Verbreitung der Lehre Jesu und

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)