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Die Anlagen, zwei Briefe des Herzogs Ernst von Gotha und ein Brief des Prinzen Carl von Hessen, die Knigge erwähnt, lauten unverkürzt wie folgt:


den 31. Januar 1783

Hier, mein bester Bode! erhalten Sie die erste Classe der mir anvertraut gewesenen Schriften, nebst Ihrem Tagebuche vom Wilhelmsbader Conv. mit dem theuersten Danke zurücke. Erstere habe ich als ein Meisterstück menschlicher Einsichten in die Grunderkenntnis des Menschen selber, bewundert, aber bei weitem nicht genug durchstudiert und hiezu gehört viel und lange Zeit. Blos die Übersicht derselben überzeugt mich, dass die Männer auf dem rechten Wege sind, um auf andere zu würken. — Nur der Zweifel ängstigt mich, das nicht ganz reine Absichten zu Grunde liegen. Wäre dieses, so würde das Institut eines der gefährlichsten seyn, das je erdacht und ersonnen worden wäre. Im Gegenteil aber, hegen unsere neuen Obern Liebe zur Wahrheit, wie ich mich dessen nur allzugerne schmeichle und zu überreden suche, so werde ich mich ihnen mit den aufrichtigsten und reinsten Vergnügen gerne überlassen. Haben Sie denn schon daran gedacht Ihren neuen Schüler Initirten einen Namen beyzulegen? Ich beschwöre Sie indessen lieber Freund, ja Ihres mir gegebenen Worts bey Ihrer Rückkehr nach W. eingedenk zu seyn und mir sobald es erlaubt ist, diese Schriften abschreiben zu lassen und hier die Versicherung meiner Dankbarkeit und Freundschaft mit Nachsicht und Ueberzeugung anzunehmen.

Ernst.
d. 12. Febr. 1783

Hier, mein bester Bode! erhalten Sie die letzten Hefte, die Sie mir zu Weimar zum Lesen anvertrauten mit dem ergebensten Danke zurück. Die Sache ist äusserst interessant, aber auch so weitaussehend und compliciert, dass ich mir nicht getraue, über das erste Mal Durchlesen, dieselben im geringsten ein anderes als sehr generales Urteil darüber zu fällen. Mehr Scharfsinn, mehr Folge eines ausgedachten und lange wohlüberlegten Planes lässt sich nicht leicht in einen engen Raum der Hefte zusammendrängen, als es hier geschehen ist. Ich erstaune nur, kann es noch nicht so vollkommen im ganzen übersehen als ich es wohl wünschte, und es bey einer so flüchtigen Lectüre möglich war. Durchstudieren und viel Monathe darüber

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)