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Knigge, der, wie aus seinem Brief hervorgeht, den Grad bearbeitete und jedenfalls in der Aneinanderreihung der Weishauptschen Ideen, die der Priestergrad enthält, auch den seinen freien Lauf liess, scheute sich jedoch zu verbessern. Den durch Weishaupt vorgeschlagenen Weg, die zu derben Ausdrücke als unechte Zusätze, die sich eingeschlichen, auszugeben, sah er als das Mittel an, ihn zum Lügner zu machen. Letzteres war jedoch unmöglich, da niemand Knigge als den Verfasser kannte.

Jedenfalls war auf Weishaupts Seite mehr Verständnis für den Entwickelungsgang einer Sache vorhanden, als bei Knigge. Dabei ist gar nicht zu leugnen, dass Weishaupt infolge dieses Anpassungsvermögens gewundene Wege gehen musste, um zum Ziele zu gelangen. Es ist jedoch mehr als fraglich, ob Knigge mit seinem eigensinnigen Beharren auf dem einmal eingenommenen Standpunkt bessere Resultate erzielt hätte. Weishaupt schreibt: „Ich lasse alles Anstössige hinweg; beweise und erläutere alles besser; denn Philo hat es erschrecklich verdorben, und seithero haben sich meine Einsichten vermehrt.“ Weil er das aber tut, kündigt ihm Knigge allen Gehorsam. — Es ist augenscheinlich, dass beide Männer nicht miteinander, bei so verschiedenen Grundsätzen, dauernd verbunden bleiben konnten.

Knigge braust denn auch weiterhin gewaltig auf, lässt sich zu Drohungen hinreissen und zeigt sich in einer theatralischen Pose, dabei seinen edlen Charakter öfter in das rechte Licht setzend. In den Seite 111—129 abgedruckten Briefen Philos im Nachtrag zu den Originalschriften findet jeder sehr leicht die Beweise. Er beschwört dort Cato, die Sache in Ordnung zu bringen, denn es kostet ihn wenig, ein sehr festes Bündnis gegen Spartacus zu stiften, aber etwas in ihm empört sich dagegen. Er droht, wenn er aber den Jesuiten und Rosenkreutzern, gegen die er geschrieben, nun einen Wink gäbe, wer sie verfolgt, die kleine unbedeutende Entstehung des Ordens nur einigen Personen entdeckte, bewiese durch seine Konzepte, dass er einen Teil der Grade selbst aufgesetzt habe, wenn er versichern würde, dass die, welche Geheimnisse suchen, nichts zu erwarten haben, wenn er die Logen auf eine Association aufmerksam machen würde, hinter welcher die Illuminaten stecken, wenn er gewissen Leuten in Bayern einen Wink gäbe, wer der Stifter sei, wenn er sich mit Fürsten und Freimaurern wieder verbände usw. Doch er erschrickt vor den Gedanken, denn so weit wird die Rache ihn nie treiben. — Er ist ebenso bereit, ganz auf dem

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)