Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 133.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es nöthig meine Leute zu befördern, um die mehr als herculische Last zu erleichtern. Endlich schrieb mir Spartacus, Mahomet habe zwar manches zu erinnern, doch wollte er schon sorgen, dass die Grade also angenommen würden. Da ich nun Eile habe; so solle ich die Grade nur nach meiner Art austheilen. Diess that ich, attestierte mit meines Namens Unterschrift die Aechtheit der Cahiers, und meine Leute waren entzückt über diese Meisterstücke, wie sie es nannten, ausser das zwey Personen kleine Einwendungen gegen einzelne Ausdrücke machten, welche leicht nach den Local-Umständen in jeder Provinz verändert werden können. Auf einmal schickte mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu diesen Graden, sondern ganz verändertes verstümmeltes Zeug. Man verlangte, ich sollte meine Hefte zurückfordern, und als ich mich weigerte, bestand wenigstens Spartacus darauf, alle Abschriften selbst zu revidiren, den Leuten zu sagen, es hätten sich unächte Zusätze eingeschlichen, um dadurch mich zum Lügner zu machen. Obgleich ich nun gewiss nicht herrschsüchtig bin, alle Provinzen abgegeben habe, und selbst jetzt unter Meinos stehe, und ihm monatlich mein Q. L. schicke; so konnte ich doch eine solche Beschimpfung nicht ertragen, und da Spartacus noch dazu grob wird, so sehe ich gar nicht ein, warum ich mich von einem Professor in Ingolstadt wie ein Student soll behandeln lassen. Also habe ich ihm allen Gehorsam aufgekündigt; Ihnen aber bin ich zu jedem Winke bereit, — — — —


Der Zankapfel zwischen Weishaupt und Knigge war der Priestergrad. Letzterer entwickelte Ideen, die für die damalige Zeit allerdings recht bedenklich erscheinen konnten, denn sie enthielten eine freigeistige, wenn auch keineswegs irreligiöse Lebensauffassung, die öfters in derber Ausdrucksweise sich offenbarte. Weishaupt empfand sehr schnell das Unzulässige der letzteren und suchte, nachdem er jedenfalls die Wirkung auf Neuaufzunehmende erprobt hatte, diese Ausdrucksweise zu mildern. Er sagt deswegen auch im Hinblick auf diesen Umstand: „Man muss sich niemalen scheuen, eine Sache besser zu machen, noch viel weniger, wenn dadurch für unser aller Sicherheit gesorgt und Missverstand vorgebogen wird.“[1]

  1. Nachtrag S. 89.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)