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angeführte Leute in dem Besitze übernatürlicher Weisheit sein können. Ja die Geschichte der Freimaurerei und ihr eigentlicher Endzweck ist nicht einmal unter ihnen bekannt. Die heutige Freimaurerei bekümmert sich nicht um die Hindernisse, welche der Weisheit und Tugend entgegenstehen, also wird sie nie auf diese Art etwas für die Welt leisten.“ — —

Diese Aussagen werden alsdann verglichen mit dem, was der Illuminaten-Orden leistete, resp. zu leisten versprach; infolge dessen ist es klar, dass viele Unzufriedene lebhaft angeregt und gewonnen werden konnten, in der Hoffnung, endlich das zu finden, was sie suchten.

Eine Ordenseinführung entwickelte sich nun folgendermassen. Im Noviziat, das der Vorbereitung folgte, erhielt der Candidat zuerst einen Revers, den derselbe zu unterschreiben hatte. Derselbe lautete:

»Ich Endesunterschriebener verpflichte mich bey meiner Ehre und gutem Namen, mit Verzicht auf allen geheimen Vorbehalt, von den mir durch Herrn N. anvertrauten Sachen, meine Aufnahme in eine gewisse geheime Gesellschaft betreffend, gegen Niemand, auch nicht gegen die vertrautesten Freunde noch Verwandte, auf keine irgend mögliche Art, weder durch Worte, Zeichen, Blicke, noch sonst, niemal das geringste zu offenbaren; es mag nun diese meine Aufnahme zu Stande kommen oder nicht. Dies um so mehr, da man mich vor meiner Aufnahme versichert hat, dass in dieser Gesellschaft nichts wider den Staat, die Religion noch die guten Sitten unternommen werde. Auch verspreche ich, die mir diesfalls mitzutheilenden Schriften und zu erhaltenden Briefe, nach vorher gemachten, ausser mir niemand verständlichen nöthigen Auszügen, sogleich zurückzugeben, und dieses alles, so wahr ich ein ehrlicher Mann bin und immer seyn will. Gegeben, im u. s. w.«

Hatte der Kandidat nun durch Unterschrift seinen festen Willen, dem Orden beizutreten, bekundet, so musste er ein Diarium halten, in das er alles, was er vom Orden bekam oder an diesen abgab, genau aufzeichnete. Auf Verlangen war das Diarium einzusenden. Sodann hatte er von Zeit zu Zeit genaue Schilderungen der Fähigkeiten und Charaktere solcher Personen, welche er in den Orden aufgenommen oder von ihm ausgeschlossen sehen möchte, zu liefern. Es wurde ihm hierbei eingeschärft, dass die in Vorschlag zu bringenden Leute ein

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)