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beobachten, und also unvermerkt die Leute desto sicherer kennen zu lernen. Der Orden ist dadurch sicher vor dem Eindringen der untauglichen Mächtigen, und vor den Muthmassungen der ausspähenden Vorwitzigen. Die gute edle Absichten können weniger gehindert, und die Ausbrüche der Herrschsüchtigen und der Parteygänger desto leichter unterdrücket werden.

35. Zur Bestreitung vielfältiger Ausgaben, und zur Unterstützung armer Brüder, fordert der Orden von jedem bey Ausstellung des Reverses einen geringen, seinen Kräften angemessenen Geldbeytrag; doch ist es nicht aller Orten gebräuchlich.

36. Sonst hat der Candidat während der Probzeit keine Abgaben zu entrichten, und erhält das wenige Geld wieder zurück, wenn er, wie er ohngehindert kann, vor der Initiation noch zurücktreten wollte. Ueberhaupt wird er bald überzeugt werden, wie wenig es auf leere Absichten oder Geldschneiderey angesehen ist.

37. Wahrhaft Arme sind nicht nur gänzlich frey, sondern erhalten noch Hülfe von dem Orden. Bey anderen verschiebt man die kleinen Abgaben, bis auf bessere Umstände. Ueberhaupt wird nichts bezahlt, als nur zum Briefwechsel der monatliche Beytrag.

38. Da diese Abgaben aber, gegen andere Verbindungen wo der Eintritt oft mehr als fl. 100 kostet, ungemein gering sind; so hofft, man, dass, da es doch leicht begreiflich ist, dass die Unkosten ein so grosses Werk zu unterhalten, wozu Reisen, Briefwechsel und dergleichen mehr vonnöthen ist, sich sehr hoch belaufen; die Hauptsummen darzu auch durch die Grossmuth einiger Obern herbey geführt werden, dass man sich nicht beklagen wird, eine kleine Abgabe zur Unterstützung des Gebäudes zu entrichten.


Vergleicht man die mitgeteilten, aus verschiedenen Zeitperioden stammenden Statuten, so ersieht man unschwer, dass die zweite Ausarbeitung viel klareres und zielbewussteres Vorgehen enthält als die erste; die Einwirkung der freimaurerischen Verbindung macht sich entschieden bemerkbar.

Diese Verbindung war jedoch in der ersten Zeit eine dem eigentlichen Freimaurertum keineswegs günstige, denn die damaligen Illuminaten beabsichtigten lediglich durch diese ihre eigenen Reihen zu stärken. Ein solches Vorgehen mag verzeihlich erscheinen, wenn man bedenkt, dass in jener Zeit die

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)