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Auszüge verfertigen, selbige zum Beweis seines Fleisses seinem Recipienten vorzeigen, und solche auf Verlangen einsenden.

29. Unter die ersten Beweise seiner Fähigkeit gehöret die Aufgabe, die jeder zu behandeln, aufzulösen, und am Ende seiner Probzeit zu übergeben hat.

30. Bey seiner Aufnahme verändert der Candidat seinen Namen in einen fremden. Auf diesen Namen muss er alles, was ihm davon vorkommt, lesen, sammeln, und aufzeichnen, oder notieren, um eine Geschichte davon einstens verfertigen zu können.

31. Da sich der Candidat eine besondere Behutsamkeit und Verschwiegenheit angewöhnen muss, so erfährt er auch während seiner Probzeit nicht, wer zu dem Orden gehöret, er lernet kein einziges Mitglied kennen, und diess darum: Erstens: dass er sich nicht gegen diese verstellen könne, und folglich immer unter der Beobachtung stehe. Zweytens: dass er es wagen müsste, wenn er schwätzen wollte, gegen Mitglieder des Ordens zu schwätzen, und sich einer Uebertretung der Statuten schuldig zu machen, die er nicht läugnen könnte.

32. Eben aus dieser Ursache, und weil man nie weiss, ob der, mit welchem man redet, nicht einen höheren, mindern oder gleichen Ordensgrad hat, ist es nicht erlaubt, auch gegen Ordensbrüder, die man in Versammlungen hat kennen lernen, von der Zeit seiner Aufnahme, von Graden, von Dispensationen, am wenigsten aber gegen vermeinte Mitbrüder, wo man sich der Gefahr, solche zu verfehlen aussetzet, nur das geringste von Ordenssachen zu sprechen.

33. Abwesende schreiben an ihren Obern alle 14 Tage postfrey; Anwesende aber besuchen ihnen wenigstens einmahl in der Woche, welchen Tag er Bequemlichkeit halber in der Versammlung bestimmt. Wenn der Obere Zeit hat, so theilt er die Tage der Woche unter seine Leute aus. Er lieset, notiret und führet unterrichtende Gespräche mit ihnen.

34. Aus dem, was der Candidat von seinem Obern erhält, macht er allemahl die ihm allein verständliche nöthige Auszüge, und schickt oder gibt allemahl alle die Originalien gleich wieder zurück. Der Orden will überhaupt, so viel möglich, verborgen bleiben; denn alles Geheime und Verborgene hat für uns sonderbaren Reitz; Bey andern Leuten aber erweckt die Verborgenheit Neugierde, und zugleich wird die Anhänglichkeit bey uns vergrössert. Die Obern haben dabey mehrere Gelegenheit zu

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)