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12. Unter den Beobachtungen haben physiognomische Bemerkungen, gefundene Regeln menschliche Charactere zu beurtheilen, ein grosses Verdienst.

13. Auch mit Leuten, mit welchen man stark umgeht, haltet man ein eigenes Buch, wo unter die Rubric jeder solcher Person geschrieben wird, auf der einen Seite das Gute, auf der andern das Böse, so sie uns gethan.

14. Vorzüglich empfiehlt man, Gegenstände nicht auf fremde, sondern auf seine eigene Art zu betrachten.

15. Unter die ersten Beweise der Fähigkeit gehört die Aufgabe, die jeder zu behandeln, und aufzulösen hat, und am Ende seiner Probezeit überreicht.

16. Die Sicherheit der Gesellschaft, der Reiz alles Verborgenen, die Beobachtung der Candidaten erfordern es, dass während der Probezeit ohne Noth keinem, auch nur das geringste Mitglied geoffenbaret werde: hätte die Gesellschaft unglücklicher Weise einen Schwätzer, so kann er doch nur einen einzigen verrathen.

17. Dies wird den Candidaten behutsam machen, gegen Niemand, auch vermeynte Mitglieder, von Ordens-Sachen zu sprechen.

18. Der Recipient von jedem Candidaten ist auch sein Oberer, jeder hat Erlaubniss aufzunehmen, doch alles unter Anleitung seiner unmittelbaren Oberen, will er zu einer höhern Klasse, muss er wenigst einen, und nach gewissen Umständen auch zwey aufgenommen haben: So kann es geschehen, dass ein arbeitsamer Mensch in den Jahren seines Novitiats sich schon ein kleines Reich baue, und in seiner Kleinheit gross und mächtig werde.

19. Dabey müssen aber alle Schritte dem Obern angezeigt werden, und ohne Anfrage und Erlaubniss kann keiner etwas vornehmen.

20. Ueber alle seine Leute, die er aufzunehmen gedenkt, haltet er eigene für jeden bestimmte Blätter, tragt unter jeden die seelenverrathende Reden und Handlungen ein, besonders die kleinsten, wo der Mensch nicht glaubt, beobachtet zu werden.

Da alle Urtheile, die man giebt, so wie alle Handlungen uns verrathen, so wird es ihm an Stoff zu Notaten nicht fehlen.

21. Diese Notaten sind der Grund von allen künftigen müssen also sehr accurat gemacht werden, und blos erzählend nicht aber raisonnierend seyn, aus diesen Notaten werden alle

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_093.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)