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noch ideale, die er auszuführen gedachte oder nicht, war er allein auf sich bedacht, oder nicht?

Hier liegt die Kardinalfrage, nach der der Charakter des Ordensstifters zu beurteilen ist, gleichviel ob die erwählten Mittel uns jetzt unrichtig oder richtig erscheinen, denn ein jeder weiss, dass diese stets im weitesten Masse von den Umständen, von den Möglichkeiten und den diesen gezogenen Grenzen abhängen werden.

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir hier den Ereignissen vorauseilen und ein Buch zur Hand nehmen, das seinerzeit im Jahre 1787 auf churfürstlichen Befehl gedruckt wurde, um die schändlichen Absichten des Ordensstifters zu beweisen. Als die Verfolgung der Illuminaten in Bayern in Blüte stand, wurden eine Anzahl Schriften und namentlich eine ausführliche Korrespondenz Weishaupts mit Beschlag belegt. Eine Auswahl derselben wurde veröffentlicht und unter dem Titel „Einige Originalschriften des Illuminatenordens, welche bey dem gewesenen Regierungsrath Zwackh durch vorgenommene Hausvisitation zu Landshut den 11. und 12. Oktober 1786 vorgefunden worden. Auf höchsten Befehl Seiner Churfirstlichen Durchlaucht zum Druck befördert, München, bey Joseph Lentner 1787.

In der Vorrede befindet sich die Anmerkung: Wer an der Aechtheit dieser Sammlung einen Zweifel trägt, mag sich nur bey dem hiesigen geheimen Archiv melden, allwo man ihm die Urschriften selbst vorzulegen befehliget ist.

Diese Schriften können noch heute im Archiv zu München eingesehen werden, sie sind unzweifelhaft echt und geben ein klares Bild über die ersten Ordens-Anfänge und namentlich über die Art wie Weishaupt brieflich seine ersten und intimsten Ordensmitglieder, zu denen auch Zwackh gehörte, über seine Absichten unterrichtete. Es ist zweifellos, dass in diesen Briefen, die alle einen ganz intimen Ton aussprechen, die wahren Absichten unverhüllt hervortreten, weil andernfalls der kaum gebaute Wagen in ganz falschen Gleisen fahren musste.

Weishaupt schreibt an Massenhausen (Ajax) 19. Sept. 1776. (S. 173.)


Ich denke und arbeite täglich an unserm grossen Gebäude.

Arbeiten Sie auch von Ihrer Seite, und führen Sie mir Steine zu. Lassen Sie sich keine Mühe verdrüssen: suchen sie

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)