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gerade auf diejenigen, auf welche ich mein Auge geworfen hatte, sobald ich mein Werk anfangen würde. Der Gedanke so hoffnungsvolle Jünglinge auf diese Art verloren zu haben, sie überdies mit der verderblichsten Seuche, mit dem Hang zur Goldmacherei und ähnlichen Thorheiten angesteckt zu sehen, war für mich quälend und unerträglich. Ich ging darüber mit einem jungen Mann, auf welchen ich das meiste Vertrauen gesetzt hatte, zu Rate. Dieser ermunterte mich, meinen Einfluss auf junge Studierende zu benutzen, und diesem Unwesen durch ein wirksames Mittel, durch die Einrichtung einer eigenen Gesellschaft, so viel möglich zu steuern. Zu diesem Ende entbot er mir alle seine Kräfte und Dienste. Die letzte Impulsion, durch welche mein Vorhaben zur That wurde, erhielt ich auf folgende Art.

Unter den vielen Büchern, welche ich lesen musste, um meinem Lehrstuhl der praktischen Philosophie gehörig vorzustehen, fiel ich auch auf Abts vortreffliche Schrift, vom Verdienst. Nicht leicht hat ein Buch so sehr auf meinen Charakter und Willen gewirkt. Bei Durchlesung dieser Schrift fiel ich auf eine Stelle, welche eine Seele, in welcher, so wie in der meinigen, so viele brennbare Materialien lagen, in volle Flammen setzen und begeistern muss. Ich will diese mir unvergessliche Stelle ganz hierher setzen, weil meine Leser finden werden, dass sie den ganzen Geist des Illuminatenordens enthält, weil sie aus solcher, meine Geistesstimmung zur Zeit, als ich meine Gesellschaft errichtete, die Absichten mit welchen ich umging, unleugbar erkennen werden. Diese Stelle ist folgende[1]:


»Vieler, sehr vieler Menschen zeitliche und ewige Wohlfahrt befördern; ihr Leben und Wandel durch Vorschriften so einrichten, dass sie immer glückseliger, immer vollkommener werden; die Veranstaltung treffen, dass ihnen dergleichen Regeln ebenso geläufig als beliebt seien; solche Lagen aussinnen, dadurch sie sich alle, aller Widerspenstigkeit ungeachtet, zu einem gemeinschaftlichen Guten müssen hinführen lassen; dazu denn alle Verwickelungen, die meisten möglichen Fälle mit Treffen und Ausnahmen überdenken, sich an die Arbeit machen, wenn noch niemand sie nur als möglich ansieht; Jahre lang arbeiten, manchmal ohne Frucht, sich trösten, aufrichten,

  1. Sie steht im 3. Hauptstück »Vom Maasse des Verdienstes«.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_065.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)