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geheime Verbindungen die Kunst verstünden, einen solchen Eifer, der so leicht angefacht werden kann, dauerhaft zu unterhalten, statt dass sie diese wohlthätige und zweckmässige Täuschung durch ihr späteres Betragen so frühzeitig zerstreut? Ich habe erfahren, wie viel an der Vorbereitung liegt; was sich auf diesem Wege aus Menschen machen liesse, und wie sehr man der besten Sache schadet, wenn man Erwartungen erweckt, welche man in der Folge nicht befriedigen kann, wie sehr eine solche unerwartete Dissonanz alles verstimmt. Mein Himmel hing so voller Geigen, dass ich noch zur Stunde über mich lachen muss. Von dieser Stunde an, sah ich alles in einem anderen Lichte, alles in Beziehung auf meinen Zweck. Ich wusste damals nicht, ob und wer in Baiern zu dieser Gesellschaft gehöre; doch vermuthete ich, es möchten deren selbst in Ingolstadt sein. Nach den Begriffen, welche ich mir von dieser Gesellschaft gemacht hatte, schienen mir alle ernsthafte und zurückgezogene Menschen, Mitglieder dieser Verbindung zu sein; ich glaubte von neuem unter der strengsten Beobachtung vieler mir unbekannter Menschen zu stehen; ich suchte meine Pflichten zu diesem Ende auf das strengste zu erfüllen, weil ich nichts gewisser glaubte, als dass keine meiner Handlungen unbemerkt bliebe. Ganz eigene Vorfälle, welche sich zufälliger Weise, auf eine sonderbare Art fügten, trugen dazu bei, mich in dieser Meinung zu bestärken. Ich würde an der Veredlung meines Characters ganz unendlich gewonnen haben, wenn sich diese Täuschung länger, und ich wollte, dass sie sich bis diese Stunde erhalten hätte! — Um den vollen Gang der Sache einzusehen, muss ich, ehe ich hier weiter gehe, meine Leser mit anderen vorbereitenden und begleitenden Umständen bekannt machen. Gegen das Ende des Jahres 1773, gleich nach Aufhebung des Jesuitenordens, erhielt ich auf der Universität zu Ingolstadt den Lehrstuhl des geistlichen Rechts, welchem die Jesuiten seit 90 Jahren ununterbrochen vorgestanden hatten. Von dieser Zeit an wurde ich der Gegenstand ihres Hasses und ihrer Verfolgung. Schon im Jahre 1774, im Monat Januar, entdeckte ich während meiner damaligen Anwesenheit in München, einen schändlichen[1] jesuitischen Komplot und Verleumdung, welche die Jesuiten, auf Anstiften meines Vorfahrers

  1. An der alten Ausdrucksweise und Interpunktion ist absichtlich nichts geändert.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)