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Bedauerlich ist es, dass dieser nächsttägige Brief, auf den hingewiesen ist, sich im Archiv nicht vorfindet. Von Gegnern Weishaupts wird obiger Brief Ickstatts namentlich angezogen als ein Beweis für dessen minderwertigen Charakter, ohne dass aber diesen der Gedanke kommt zu untersuchen, weswegen Weishaupt seinen Gönner angegriffen hat. Es wird von ihnen a priori angenommen, dass Ickstatt keinerlei Grund gegeben habe, folglich ist Weishaupt zu verurteilen.

Wir sind genötigt, in der Darstellung dieser Dinge sehr gründlich vorzugehen, um den Leser in den Stand zu setzen, durch unverkürzten Abdruck der Briefe sich selbst ein Urteil über den Charakter Weishaupts zu bilden, der unparteiisch sowohl in seinen Schwächen als Vorzügen bisher noch nicht unverschleiert dargestellt worden ist, sondern immer durch die gefärbte Brille besonderer Vorurteile betrachtet wurde. Erscheinen daher dem Leser die bisherigen sowie folgenden Auseinandersetzungen etwas weitläufig, so wolle er bedenken, dass es sich hier um eine beweiskräftige, endgültige und dadurch gründliche Darlegung aller Umstände handelt, die nicht in gedrängter Kürze klargestellt werden können.

Bevor wir die Gründe, welche die Handlungsweise Weishaupts leiteten, weiterhin genau untersuchen, wobei wir uns der Schwierigkeit, diese nach Verlauf von über 125 Jahren noch feststellen zu wollen, klar bewusst sind, ist es notwendig, zur weiteren Charakteristik der Sachlage einen Brief Weishaupts an Lori vom 14. April 1775 auch bekannt zu geben.


Derselbe lautet:

Hochwohlgeborener geheimer Rath
Hochgebietender Herr Geheimrath.

Eure Excelenz soll ich im Namen Meiner Facultät den schuldigen gehorsamsten Dank erstatten, wir haben es hochdemselben zu Verdanken, dass wir von unserm grossen Übel befreit werden und dafür stehen aber auch Eure Excellenz in unserm Facultäts Buch Verewigt eingeschrieben. Herr von Ickstatt ist höchstens gegen mich aufgebracht; er hat mich Versichern lassen, dass ich sein Haus nicht mehr betretten solle. ich tröste mich dabey, dass ich mir keine Vorwürfe zu machen habe und dass ich in dieser Sache wie ein ehrlicher Decanus für meine Facultät gehandelt habe. Überhaupt wünschte ich mit

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)