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mit den Fortschritten ihrer Wissenschaft, als vierte Fakultät kläglich figurierten, ebensowenig in Betracht kommen, als vor Ickstatt die paar weltlichen Mitglieder der Juristenfakultät." —

Ickstatt hatte gründlichen Widerstand zu überwinden, Neid, Eifersucht, Unzufriedenheit über das bisher unbekannte Amt eines alles überwachenden Inspektors, der die altgewohnten und bequemen Zustände in energischer Weise störte, regten sich bald. Diese Erscheinung konnte nicht überraschen, sie findet sich überall ein, wo ähnliche Zustände herrschen. Hier aber kam ein Konflikt von ganz besonderer Bedeutung hinzu, den wir beleuchten müssen, um den Grund der späteren Entlassung Adam Weishaupts von der Universität verstehen zu können.

Kluckhohn sagt hierüber wörtlich: „Es war ein seit lange geübtes Recht der theologischen Fakultät, durch strenge Handhabung der Zensur jedes akatholische Buch von Ingolstadt fern zu halten. Auch die Jurisprudenz, von der Philosophie verstand es sich von selbst, blieb in die engsten konfessionellen Schranken gebannt. Da zeigte plötzlich das von Ickstatt publizierte Programm der juristischen Vorlesungen, dass bei den meisten derselben Kompendien akatholischer Autoren zugrunde gelegt wurden. Bei Institutionen und Pandekten hätte das noch hingehen mögen, bei dem Staatsrecht, das nach Mascows principia juris publici angekündigt wurde, war es eine nicht zu duldende Neuerung. Und Ickstatt blieb auch dabei nicht stehen. Er wollte Mascows und, wie man sagte, sogar Ludwigs publizistische Arbeiten Studierenden in die Hände geben, und als der Nachdruck von Mascows deutschem Staatsrecht in Ingolstadt von der Zensur beanstandet wurde, bezog Ickstatt die nötigen Exemplare aus Leipzig.“ — —

Es entstand ein gewaltiger Streit, in dem namentlich Eckher, welcher an der Spitze der theologischen Fakultät stand, hervortrat. Dieser entdeckte als geistlicher Zensor, sogar in dem Heft über Naturrecht, das Ickstatt früher dem Kurprinzen vorgetragen und das derselbe für seine jetzigen Zuhörer drucken lassen wollte, eine Reihe verdächtiger Positionen, nötigte den Verfasser zu allerhand Korrekturen, bis Ickstatt im höchsten Zorne auf den Druck vorläufig verzichtete.

Vom Kurfürsten wurde verlangt, dass an der Universität nur katholische Autoren zugelassen würden, oder doch solche akatholische, von deren Ungefährlichkeit die theologische Fakultät sich vorher überzeugt habe. Eine solche begehrte Verordnung

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)