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Gymnasien hervor. Ehe dieselbe jedoch praktische Bedeutung gewinnen konnte, starb der wackere Fürst, welcher, wenn auch ohne grosse Tatkraft, doch das Gute gewollt und gefördert hatte.

So lagen in Bayern die Dinge, als an die Stelle Max Josephs III., mit dem die ältere Linie des Wittelsbach’schen Hauses ausstarb, der Kurfürst von der Pfalz und Herzog in Jülich und Berg Karl Theodor trat. Der überlieferte Zustand war erschüttert, die Stagnation einer heilsamen Gärung gewichen, aber mit nichten ein neuer Geist schon zum Durchbruch gekommen. Ihm zum Siege zu verhelfen, bedurfte es eines Herrschers, der klaren Blickes und festen Sinnes einen langen und schweren Kampf gegen Trägheit, Dummheit und Aberglauben nicht scheute. War Max Josephs Erbe dieser Mann?

Schon seit dem Jahre 1742 hatte Karl Theodor bei seinem Regierungsantritt, 26 Jahre alt, am Rhein mit dem Ruhm eines aufgeklärten, Kunst und Wissenschaft liebenden Fürsten gewaltet. In Mannheim hatte er eine Akademie der Wissenschaft gegründet, Bibliotheken und Kunstschätze in der Pfalz wie in Düsseldorf vermehrt und mit Vorliebe das deutsche Schauspiel gepflegt. Bekannt ist, dass bei der Einrichtung des Mannheimer Theaters die Ratschläge keines Geringeren als Lessing in Anspruch genommen wurden, und dass Schillers erste Dramen unter den Auspizien des Kurfürsten zur Aufführung gelangten.

Freilich zeigte Karl Theodors Regiment auch in der Pfalz schon neben äusserlichem Glanz bedenkliche Schattenseiten. Weiber und Priester übten früh bösen Einfluss. Eine Kamarilla von Jesuiten, Favoritinnen und natürlichen Kindern schränkte die liberalen Neigungen immer mehr ein und liess Schlimmeres für die Zukunft fürchten. Hätte die wackere Pfälzerin Elisabeth Charlotte von Orleans bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts gelebt, so würde sie von Karl Theodor vielleicht dasselbe gesagt haben, was sie einmal über dessen Vorgänger Karl Philipp in einem Brief geäussert hat: „Hätt’ mein Leben nicht gedacht, dass Kurpfalz sich den Pfaffen so unterwerfen würde; hat ja vor saisonabel passiert, nur sich durch Pfaffen regieren lassen, ist gar nicht raisonabel.“

Allerdings sagt auch schon dieselbe Elisabeth Charlotte: „Leute, die in ihrer Jugend nicht gar ordentlich gelebt haben und alt werden, denen machen die Pfaffen die Hölle heiss“, aber

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)