Seite:Geschichte des Dresdner Christmarkts.pdf/6

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unterständen, den Dienstag nach dem Strietzelmontag noch feil zu halten, denn die Stadtbehörde entschied unterm 23. Dezember ohne Angabe irgend welcher Gründe, daß „hinfüro die frembden Küchler auch den Dienstag nach dem Striezell Montagk bis umb 9 Uhr feil zu haben befugt sein sollen"[1]. - 1649 versuchten die Dresdner Seifensieder die auswärtigen Handwerksgenossen vom Striezelmarkt zu verdrängen, aber der Rat ging, wie schon erwähnt, nicht darauf ein, weil das Feilhaben der Fremden am Strietzelmontag allezeit bräuchlich gewesen sei[2]. - Besseren Erfolg hatten die Buchbinder, die sich 1659 darüber beklagten, daß die aus Pirna anherkommenden Meister ihres Handwerks schon am Sonntag vor dem Strietzelmontag ihre Waren auslegten, „welches niemals wäre zugelassen worden.“ Der Rat brachte unter den Streitenden einen Vergleich zustande, in welchem die Pirnaer Buchbinder sich verpflichteten, es künftig nicht mehr zu thun und sich an dem Montage begnügen zu lassen[3]).

Solche Gesetzesüberschreitungen waren schon mehrfach dagewesen und in Anbetracht gewisser Umstände auch entschuldbar. Fiel nämlich der 25. Dezember auf einen Dienstag, so mußten die auswärtigen Fieranten im eigenen Interesse entweder die Verkaufszeit am Strietzelmontag bedeutend beschränken oder ihre Heimreise erst in der Nacht antreten, wenn nicht gar auf den Christtag verschieben. Der eine wie der andere Fall war für die Fremden ein Übelstand, der nur beseitigt werden konnte, wenn ihnen der Warenverkauf schon vor Beginn des Strietzelmontags gestattet wurde. Da nun eine kurfürstliche Verordnung das Feilhaben am Sonntage verbot, so blieb, wenn man das Interesse der Fremden berücksichtigen wollte, nur der Ausweg, ihnen in gewissen Fällen den Verkauf ihrer Artikel schon vor dem Sonntage zu gestatten. Als nun 1655, in welchem Jahre der 25. Dezbr. wieder auf Dienstag fiel, eine Anzahl Fremder - unter ihnen die „Küchelbäcker von der Pulsnitz“[4] - bereits am Freitag feilhielten und seitens

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Geschichte des Dresdner Christmarkts. , Dresden 1888, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dresdner_Christmarkts.pdf/6&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
  1. R.-A. C. XXVII, 6 Bl. 2.
  2. R.-A. C. XXX, 28 Bl. 29.
  3. Ebenda Bl. 29b.
  4. C. XXX. 28 Bl. 133.