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in jener Zeit von auswärtigen Orten Käufer nach Dresden. Dies geht aus einer Beschwerde des Pfarrers Winkler im benachbarten Plauen hervor, der sich 1598 darüber beklagte, daß mehrere zinspflichtige Bauern aus Zitzschewig, die schon in der katholischen Zeit dem Pfarrer Plauens 7 Scheffel Korn liefern mußten, auf den Strietzelmontag nach Dresden kämen und ihn (1597) fast mit 18 Personen überfallen hätten, daß er mehr denn einen Tisch habe speisen müssen, Männer, Weiber, Kinder und Gesinde, so sie mitbrachten![1] Daß diese zinspflichtigen Bauern gerade am Strietzelmontage ihre Lieferung nach Dresden überbrachten, hatte in der Hauptsache wohl den Zweck, auf den an diesem Tage hier stattfindenden Markte die nötigen Weihnachtseinkäufe zu machen.

Infolge der vermehrten Bedürfnisse der hiesigen Einwohner und des Zuflusses von Käufern aus den in der Umgegend Dresdens gelegenen Ortschaften gestaltete sich der Verkehr auf dem Strietzelmontag allmählich immer lebhafter, und die stärkere Nachfrage nach allerhand nützlichen und angenehmen Festgeschenken lockte auch aus verschiedenen Städten Sachsens allerlei Handwerker herbei, die ihre Waren hier absetzen wollten. Zu welcher Zeit fremde Marktfieranten[WS 1] zum ersten Male den hiesigen Strietzelmontag bezogen, läßt sich nicht feststellen, denn die darauf bezüglichen Nachrichten geben die Zeit nur unbestimmt an. So erklärt der Dresdener Rat unterm 22. November 1649, daß das Feilhaben der Fremden am Strietzelmontag „allezeit bräuchlich gewesen sei"[2]; ferner nennt eine vom 15. März 1673 datirte Zuschrift des Freiberger Rates an die hiesige Stadtbehörde die Befugnis der Freiberger Bürger, am Strietzelmontag in Dresden feil halten zu dürfen, ein „uraltes Herkommen"[3], und die Meißner Töpfer bitten unterm 25. November 1697, ihnen auch ferner am Strietzelmontag den Verkauf ihrer Waren zu gestatten, weil es so „weit mehr als vor 100 Jahren geschehen und bräuchlich gewesen sei“[4]. Hiernach wird man annehmen dürfen, daß der Besuch des


  1. Haupt-Staats-Archiv: Lokalvisitation des Meißner Kreises 1598 Bl. 43.
  2. Rats-Akten C. XXX. 28 Bl. 29.
  3. Ebenda Bl. 32.
  4. Ebenda Bl. 115. 116.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Händler, von ital. fiera (Markt)
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Adolf Hantzsch: Geschichte des Dresdner Christmarkts. , Dresden 1888, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dresdner_Christmarkts.pdf/4&oldid=- (Version vom 12.9.2022)