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Trotz der beim Strietzelmarkt getroffenen neuen Einrichtungen, die, zumeist durch das Wachstum unserer Stadt veranlaßt, mancherlei Verkehrserleichterungen herbeiführten, ist der in Frage stehende Markt jetzt nicht mehr das, was er früher war, wo sich der Hauptverkehr auf den Altmarkt und die benachbarten Straßen beschränkte. Wohl läßt sich nicht leugnen, daß der Christmarkt ehemals ein viel einfacheres Gepräge zeigte; aber er war bei der Bevölkerung beliebt und wurde deshalb von allen Ständen der hiesigen Einwohnerschaft, auch von der Königlichen Familie oder von einzelnen Gliedern derselben gern einmal besucht. Die Herrschaften schenkten dabei namentlich den Verkäufern aus der Kinderwelt ihr Interesse, indem sie bei ihnen teils mancherlei Einkäufe machten, teils für ihre leibliche Erquickung sorgten. Namentlich war es die 1877 verstorbene Königin Maria, welche, besonders in den dreißiger Jahren, mit ihrem Gemahl sich in der Mittagsstunde fast täglich auf dem Strietzelmarkte zeigte. An kalten und nassen Tagen pflegte sie abends Lakaien zu schicken, welche an die kleinen frierenden Verkäufer Warmbier spendeten. Besuchten die Herrschaften den Christmarkt am Abend, was auch zuweilen geschah, so ließen sie ebenfalls durch nachfolgende Diener an die Kinder Warmbier verteilen und erregten damit stets große Freude[1]. Auch fremde Fürstlichkeiten verschmähten es nicht, sich das Leben und Treiben auf dem hiesigen Weihnachtsmarkte anzusehen. So erschienen auf demselben am Abend des 22. Dezember 1852, geführt von unserer Königlichen Familie, der Kaiser Franz Joseph von Österreich mit seinen Brüdern, den Erzherzögen Karl und Maximilian, letzterer nachmals Kaiser von Mexiko. Auch in den letzten Jahren ist der Christmarkt mehrmals von Gliedern unseres Königshauses besucht worden, so namentlich von der Königin Carola, die am 23. Dezember 1883 auf dem Antonsplatze den zahlreichen dort feilhaltenden jugendlichen Verkäufern ihre gesamten Vorräte an Feuerrüpeln und Wattmännern abkaufte[2]. Daß es im Leben jener armen Kinder, die auf dem Christmarkte ihre Erzeugnisse zum Verkauf stellen, mit zu den glücklichsten Umständen gehört,

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Adolf Hantzsch: Geschichte des Dresdner Christmarkts. , Dresden 1888, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dresdner_Christmarkts.pdf/35&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
  1. Dresdner Nachrichten 1882 Nr. 348 S. 2.
  2. Dresdner Nachrichten 1883 Nr. 361 S. 1.