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Umstand nicht berücksichtigen, daß im Verlaufe der Jahre das ganze Fabrikationswesen wesentliche Veränderungen und deswegen auch die Art der Waren eine nicht geringe Umgestaltung erfahren hatte, und verlangten, daß die Schachtelleute lediglich auf den Verkauf der früher anher gebrachten Gegenstände beschränkt bleiben müßten. „In frühester Zeit,“ sagen die Drechsler, „bezogen nur diejenigen, welche ihre Holzwaaren selbst fertigten, gleich den Leinewebern, Strumpfwirkern u. s. w. die Jahrmärkte. Aus Mitleid gegen das Erzgebirge gestattete man ihnen, auch zum Strietzelmarkt nach Dresden zu kommen und auf kurze Zeit ihre eigene Waare hier feil zu haben. Dieser Beweggrund ist jetzt nicht mehr vorhanden, denn nicht die Fabrikanten selbst, sondern Händler beziehen die Märkte und suchen die hiesigen Bürger in ihrem Nahrungserwerb zu beeinträchtigen“[1]. Allerdings vertrat bezüglich der fremden Verkäufer der Stadtrat das Interesse seiner Bürger und erklärte auch, daß auf dem Strietzelmarkte nur hiesige Handwerksgenossen und Gewerbtreibende zugelassen, auswärtige Händler aber gänzlich auszuschließen seien, insofern letztere nicht durch erwiesenes Herkommen oder mit Innungen diesfalls abgeschlossene Vergleiche Berechtigung zum Feilhaben erlangt hätten[2]; aber trotzdem befriedigte er das Verlangen der hiesigen Drechsler in vollem Umfange nicht, indem er nur 26 besonders namhaft gemachte Gegenstände, darunter Kinderspielzeug, sowie verschiedene Haus- und Wirtschaftsgeräte, vom Verkauf seitens der Schachtelleute ausschloß[3]. Auf beiden Seiten herrschte über diese behördliche Entscheidung Mißvergnügen, und dieselbe rief wiederholte Appellationen an höhere Instanzen hervor; aber eine Abänderung der vom Rate getroffenen Bestimmung wurde nicht erreicht[4].

Durch die neuere Gesetzgebung sind die Ursachen zu den ebenso häufigen als andauernden und kostspieligen Streitigkeiten zwar beseitigt worden, aber das hat nicht gehindert, daß auch in neuester Zeit beim Rate Klagen über Gewerbsübergriffe seitens der Schachtelleute

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Adolf Hantzsch: Geschichte des Dresdner Christmarkts. , Dresden 1888, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dresdner_Christmarkts.pdf/30&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
  1. C. XXX. 93 Bl. 121. 157.
  2. Ebenda Bl. 206.
  3. Ebenda Bl. 132.
  4. Ebenda Bl. 139-242.