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Wohl sind der Dithmarschen nur Wenige (gegen 360), aber es kommen ihrer Mehrere zum Kampf. Viele Holsteiner suchen von den Pferden abzusitzen, aber das mißlingt, und ein großer Theil wird bei dem Versuch erschlagen. Viele wenden aus Verzweiflung um und fallen so den Dithmarschen in die Hände. Eine Anzahl jedoch schlug sich glücklich durch, unter diesen der Bannerträger Heinrich von Siggen; doch kaum hat er erfahren, daß man nicht weiß, was aus dem Herzog geworden, so stürzt er sich mit seinen Söhnen ins Getümmel, denn ihren Herrn wollten sie auch im Tode nicht verlassen. Zwischen drei- und vierhundert holsteinischer Herren und Ritter kamen hier um.

Dieser Kampf begab sich am 4. August 1404. Gewöhnlich setzt man den Schlachttag auf den 5. August, weil dieser, der St. Oswaldus-Tag, in Erinnerung der Schlacht gefeiert wurde. Nichtsdestoweniger war aber der Tag der Schlacht der des heiligen Dominicus. Gegen Abend begab sich der Sieg, wo schon die Heiligkeit des St. Oswaldus-Tages begonnen hatte; denn diese dauerte vom Abend bis zum Abend. Wie sich dieß auch ausgesprochen findet in den Versen, die später zur steten Erinnerung der Litanei beigefügt wurden. Sie lauten:

„Gode scholen vi laven, de uns heft gesandt
Den goden Sanct Dominicus, den wahren Heiland,
De an sinem Dage heft unse Land
Gnädiglich behödet mit siner vorderen (rechten) Hand.“

Auf solche Weise war mit dieser Schlacht das holsteinische Land in die größte Unruhe gerathen und in die größte Gefahr; nicht eben, daß die Dithmarschen den Sieg benutzten, erobernd einfielen, sondern die Gefahr lag darin: die Königin Margaretha hatte allerdings Gerhard IV. mit Schleswig belehnt, dieses aber nur, um die Union zu Stande zu bringen; jetzt aber, nachdem jene gelungen, trachtete sie darnach, wie sie jene Belehnung wieder tilge, und mit Herzog Gerhard war die Stärke des Hauses untergegangen, und diese Schlacht ist es vorzüglich, welche bewirkte, daß bald darauf der Stamm der Schauenburger ausstarb und der der Oldenburger zur Regierung

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/96&oldid=- (Version vom 14.6.2018)