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Gerhard hat jetzt auch noch den Tod seines Bruders zu rächen, und thut außerdem so unbillige Forderungen, daß an Genehmigung von Seiten der Dithmarschen gar nicht zu denken ist. Diese sind nur bemüht, ehe der Herzog einfällt, sich jenes Festungswerks zu entledigen, das so drückend im eigenen Lande ihnen erbaut war; es wird bestürmt, aber der Sturm mißlingt und der Anführer selbst, Rolf Boikensohn, fällt. Bald erscheint Gerhard mit einem viel größeren Heere in der Süderhamme und dringt vor auf dem breiten gepflasterten Wege; kein Angriff hemmt seinen Zug und er dringt durch ohne Hinderniß. Hierauf vertheilt sich sein Volk und macht große Beute; aber diese wandelte wieder den Sinn der Holsteiner um. Es war ihnen nicht die Eroberung des Landes so sehr am Herzen gelegen, sondern sie senden einen Theil der Ihrigen mit der Beute ab, der Grenze zu; der größte Theil verweilt bei der Plünderung und Einäscherung. Darüber neigt sich der Tag zu Ende und der Herzog will, daß man sich durch die Hamme nach Holstein begäbe. Klaus von Ahlefeldt befiehlt dieß ebenso; doch sein Bruder Heinrich stellt sich mit vielen Andern ihm entgegen und wirft dem Herzog ein hasenherziges Gemüth vor; da beschließt der Herzog zu warten und ihnen zu zeigen, daß er nicht so sehr für sich, als das Ganze fürchte. Indeß langsam nähert man sich doch dem Hammenwege. Der Herzog läßt die Knappen, als die leichten Truppen, vorangehen. Kaum sind diese in den Weg eingedrungen, als ein starkes Geschrei derselben gehört wird; der Herzog glaubt, daß sie sich unter einander entzweit haben, eilt hinzu ohne Helm und bloß mit einer Stange bewaffnet, um den Streit der eigenen Leute zu schlichten. Aber das war kein innerer Zwist, sondern als jene den Weg betraten, sprangen bewaffnete Dithmarschen auf sie ein und schlugen sie nieder. Kaum erblickten jene den Herzog, wie er ohne Helm und unbewaffnet herankommt, so werfen sich zwölf auf ihn und er fällt nach kurzem Widerstand. Der Fall des Herzogs wandelt den noch kecken Muth der Holsteiner um; sie dringen freilich in die Hamme hinein, werden aber hier von beiden Seiten angegriffen.

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/95&oldid=- (Version vom 14.6.2018)