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Gerhard, darauf mit seinen Söhnen, und dann mit den Söhnen seiner Söhne.

Zu der Zeit, als Dithmarschen jenen ruhmvollen Sieg über Gerhard davon trug, war Erzbischof Johann Grand, gewöhnlich Episcopus Johannes genannt. Der war früher Erzbischof von Lund gewesen, hatte aber wegen eines langwierigen Streites mit dem dänischen Könige seine Stelle niedergelegt. Die Zeit seiner Verwaltung war höchst unglücklich. Die Finanzen gerathen in Unordnung, die Herrschaft sinkt in die tiefste Verachtung, und als der Erzbischof sich auf eine Zeit lang nach Dithmarschen begiebt, soll er da noch stärkere Demüthigung, ja sogar körperliche Mißhandlungen erduldet haben. Gewiß ist es, daß er in der letzten Zeit die Verwaltung in andere Hände übergab, ja sich zum Papste nach Avignon begab, um da Hülfe zu suchen, und daselbst ist er auch 1327 verstorben. Da kann man leicht denken, daß sich in dieser Zeit die Verhältnisse der Dithmarschen zu ihrer Landesherrschaft sehr umgestalten, denn überdies war der Dithmarschen ohnehin stolzer Sinn durch die letzten Ereignisse noch höher erhoben; sie wollten daher von der frühern Unterwürfigkeit nichts wissen und schlugen dem Nachfolger des Johannes, dem Burkhard, den gewöhnlichen Willkommen von 500 Mark ab (die Mark Silber galt nach der lübeck’schen Wage 12, wo nicht 15, 16 Mal so viel als jetzt, so daß also jene Summe gar nicht unbedeutend ist, die freilich unendlich dadurch erhöht ward, daß damals des Geldes Werth beträchtlich höher war). Burkhard weiß durch weltliche Macht sein Recht nicht durchzusetzen und muß deshalb seine Zuflucht zur geistlichen nehmen, zum Hamburger Dompropst Erich. Dieser läßt sich endlich bereitwillig finden und sendet 1329 einen Drohbrief an die Dithmarschen, in welchem er den Predigern befiehlt, in der Kirche mit dem Kirchenbann zu drohen und zu erklären, daß sogar, wenn sie sich nicht innerhalb 8 Tagen mit dem Landesherrn abfinden, das große Interdict folgen solle. Da erst sehen wir, daß sie sich zur Nachgiebigkeit verstehen.

1340 erlag mitten in seiner siegreichen Laufbahn Gerhard der Große, der schon Herzog hieß und damit umging, aus

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/90&oldid=- (Version vom 14.6.2018)