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Aber ehe sie erschien, liefert er ein Treffen, am 29. August 1317, wird geschlagen und sogar gefangen. Die Dithmarschen, welche bald darauf erschienen, rächten seine Niederlage, indem sie die Holsteiner überfielen und ihnen bedeutenden Nachtheil zufügten. Damit sind sie aber nicht zufrieden, sie haben einmal den bedrängten Grafen Hülfe zugesagt und ihr Muth ist nun so hoch gestiegen, daß sie, besonders um dem hochbejahrten Grafen Johann, der in Kiel residirte, Beistand zu leisten, nach Kiel hinzogen. Daselbst wurden sie mit Freuden aufgenommen, längere Zeit gut gehalten und gerne gesehen. Aber endlich ward man des männerstarken Beistands überdrüssig und suchte sich desselben durch List zu entledigen. Die Kieler ließen eine Lustbarkeit auf dem Kuhberge ansagen, und wie die Dithmarschen arglos hinauszogen, schließt man die Thore zu und sperrt sie aus. Von ihren ferneren Schicksalen wird erzählt, daß sie unlustig abgezogen wären und ihren Weg über Bornhöved genommen hätten, daselbst sich längere Zeit aufgehalten und in ihrem Uebermuth von den holsteinischen Grafen wären überfallen und geschlagen worden, den 17. Juli 1319 (Bolten).

Dieß hatte zur Folge einen gewaltigen Heereszug[1] des Grafen Gerhard im Jahre 1319; ihm folgten seine Brüder und viele deutsche Hülfstruppen. Der alte Presbyter Bremensis gibt uns eine allgemeine Nachricht über den Hergang dieser Sache, freilich in seiner Sprache; denn er macht nicht viele Umstände mit dem Latein: „per viam Süderhamme et per vadum Hemmingstede cum toto exercitu venit ad paludem Süderstrand“. Durch die befestigte Waldgegend, da, wo später Heide lag, drang er hindurch; von da durch die sumpfige Niederung (und nicht, wie Bolten, durch die sächsische Uebersetzung irre geleitet, meint, das Castel) bei Hemmingstedt. Allenthalben umherschweifend und plündernd zog Gerhard in die Marsch hinein und zwar gegen das hoch gelegene und mit Gräben verschanzte Wörden. Wohl vertheidigten sich tapfer daselbst die Dithmarschen, doch Gerhard dringt hinein und

  1. Excurs XIII: Der Kampf bei Wörden, 1319.
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/87&oldid=- (Version vom 14.6.2018)