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erblicken[1]. Hier also war der Sitz der Regierung, sowohl in geistlichen, als in weltlichen Dingen. Der Dompropst in Hamburg muß zweimal im Jahr seinen Officialen senden, der Strafen bestimmt, Brüchen setzt und überhaupt für das kirchliche Wesen Sorge trägt. Hier war die Versammlung der Aeltesten der Landesgemeinde; hierher kamen der Vogt oder die Vögte; dann die Ritter, milites, und drittens die consules, die Rathgeber[2], die Aeltesten der Kirchspiele, die nach den Geschlechtern erwählt wurden, und dann außerdem jeder dithmarsische Bauer, wohl damals nicht gerade, wenn er 11 Jahr 6 Wochen alt war, wie die spätere Bestimmung sagte, daß er dann sein eigener Vormund sein solle, sondern wir finden, daß der 18jährige solle testiren können, und vermuthlich stand dieses mit dem Recht, in der Gemeinde zu erscheinen, in Verbindung. Diese beriethen nun da in Gemeinschaft und faßten Beschlüsse über das Gemeindewesen.

Nach Gerhards II. Tode ward ein langer Streit geführt zwischen dem Hamburger und Bremer Capitel über seinen Nachfolger. In diesem Kampfe stehen den Hamburgern die holsteinischen Grafen bei. Endlich endet die Fehde, und 1265 schließt Dithmarschen einen Vertrag mit den Hamburgern. In der nächsten Zeit (Giselbert war inzwischen Erzbischof geworden) befreundet sich Dithmarschen mehr den holsteinischen Grafen, als daß es sich an seinen Landesherrn anschließt; es schließt 1283 ein Bündniß mit ihnen, worin es zusagt: sie wollten ihnen immer, wenn ihr Land angegriffen wird, mit Heeresfolge Beistand leisten; zuerst freilich mit der Ausnahme, wenn ihr Landesherr Holstein angreifen würde; doch fügen sie noch am Ende hinzu, sie würden auch selbst gegen diesen Hülfe leisten[3]. Dieser Vertrag ist später wieder aufgefunden und von den holsteinischen Herren mißdeutet worden, die später

  1. Excurs IX: Stadt und Kirche Meldorf.
  2. Excurs X: Die Rathgeber, consules.
  3. Excurs XI: Der Friede von 1283, die Vertreibung des Adels und der Hasenkrieg.
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/84&oldid=- (Version vom 23.6.2018)