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sich Dithmarschens im Jahre 1182 und behauptete es eine Zeit lang bis 1184, wo er es zurückgab[1]. Damals aber war Siegfried schon verstorben und Hartwig II. gefolgt; dieser läßt fortdauernd jenen Zins an Naturalien von den Dithmarschen an den Grafen von Holstein auszahlen, wie er seit Heinrich dem Löwen eingerichtet war.

Bald aber lehnten sich die Dithmarschen gegen den Erzbischof auf, welcher vermuthlich ihnen dieselben Abgaben abgefordert hatte, die Heinrich der Löwe ihnen auferlegt. Da der Erzbischof seine Kraft zu schwach fühlt, so vereinigt er sich mit den oldenburgischen und holsteinischen Grafen. Kaum aber hat sich der Erzbischof mit verstärktem Heere der Grenze Dithmarschens genähert, so unterwerfen sie sich, da sie sehen, daß sie der Uebermacht erliegen müssen; wie der Erzbischof aber nur sein Heer entläßt, ohne auch nur ins Land hineingedrungen zu sein, so empören sie sich gleich wieder. Der Erzbischof, der seine Finanzen zerrüttet sieht, muß die Sache auf sich beruhen lassen, und die Dithmarschen, welche seine Herrschaft nicht lieben, sehen sich nach einem andern Herrn um und beschließen, sich nach ihrem Ausdrucke „von dem heiligen Petrus zu Bremen zu dem heiligen Petrus von Schleswig“ zu wenden, d. h. zu der Petrikirche zu Schleswig, dessen Bischof sie mit Freuden empfing[2].

Noch übler erging es aber dem Erzbischof Hartwig, der so die nördliche Hälfte seiner Grafschaft verlor, als er sich später Heinrich dem Löwen näherte. Heinrich hatte, durch den Haß

  1. Excurs V: Die Eindeichung der Marsch.
  2. Der rasche Uebergang von Widersetzlichkeit zur Unterwerfung und von dieser zu neuer Empörung deutet auf Partheiungen im Lande und hauptsächlich unter dessen Adel hin, in dessen Händen damals noch der Haupttheil der Verwaltung lag. Dabei darf nicht übersehen werden, daß auch unter dem Adel in Holstein eine zahlreiche Parthei war, welche am bischöflichen Hofe zu Schleswig eine Stütze gegen den Grafen von Holstein suchte. Der Bischof Waldemar von Schleswig war ein ehrgeiziger Mann, der, aus königlich dänischem Stamm entsprossen, nach nichts Geringerem als der Königskrone strebte.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/75&oldid=- (Version vom 14.6.2018)