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Er erfüllte ihre Bitte und der übersandte Priester war der für dieses Land so denkwürdige und bemerkenswerthe Vicelin. – Friedrich von Stade starb endlich 1135. Es ist allerdings möglich, daß das Geschlecht der eigentlichen Grafen von Stade sich mehrmals bemüht hat, ihm sein Besitzthum wieder abzunehmen; so lange er aber lebte, war ihr Bemühen vergeblich gewesen. Als er aber verstorben, regten sie sich wieder.

Rudolf I. hatte nämlich viele Söhne hinterlassen, von denen jedoch nur zwei den Friedrich überlebten: Rudolf II. und Hartwig; auch hatten sie noch eine Schwester Luitgard, die an den dänischen König Erich Lam verheirathet war. Von diesen beiden Söhnen Rudolf’s war in seinem Bemühen um diesen Theil ihrer reichen Erbschaft zuerst der älteste Rudolf II. glücklich. Was die eigentliche Markgrafschaft betraf, so hatte freilich ein älterer Bruder von ihm dieselbe einmal besessen, war aber in Vertheidigung seines Besitzes gegen das Anhalt’sche Grafenhaus von Ascanien gefallen, und seitdem hatten sie die Hoffnung ganz aufgeben müssen, zu dem ganzen, reichen Erbtheil zu gelangen; und Stade und Dithmarschen ist seitdem nie wieder mit Brandenburg verbunden gewesen. – Dem älteren Bruder also ward Stade zu Theil, doch nur auf die Weise, daß er sie zu Lehn vom Erzbischof zu Bremen erhielt, denn dieses Recht hatte sich ja einmal gegründet. Nothwendiger Weise erhielt er auch Dithmarschen mit, welches wir nur deswegen anführen, weil Bolten, verleitet von unzuverlässigen Quellen, auf das Gegentheil hinaus will. Das von uns behauptete Gegentheil löst uns aber noch Eins, welches sich angeführt findet in der bekannten Fortsetzung des Neocorus, verfaßt vom Landmann Hans Detlefs. Er behauptet, daß in aller jener ältesten Zeit nur die südliche Hälfte von Dithmarschen jenem Grafenhause unterworfen gewesen sei, daß hingegen die nördliche Hälfte sich immer frei erhalten habe.

So nun war es der Dithmarschen alte Gewohnheit und darum erträglich, dem entfernten Grafenhause zu Hersefeldt, und dann zu Stade zu gehorchen; daß aber regierende Herren dauernden Wohnplatz in ihrem Lande aufschlugen: daran waren

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/65&oldid=- (Version vom 14.6.2018)