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sich der Sache an, und wollte in dieser Hinsicht den Grafen geschützt wissen. Allein der Markgraf führt den Friedrich nicht nur als Gefangenen, sondern als wirklichen Knecht fort, bis endlich der Erzbischof seine Loslassung bewirkt. Nun fängt Friedrichs Glück wieder an, sich zu heben, denn er erwirbt nicht nur die Verwaltung der Grafschaft wieder, sondern weiß sogar bei dem Erzbischof von Bremen sich einen Lehnsbrief auszuwirken, ist auch bis an sein Ende Graf von Stade geblieben, und wird daher gewöhnlich Friedrich von Stade geheißen.

Jene Belehnung vom Erzbischof Adalbert hatte sich Graf Friedrich vermuthlich durch Geld zu erwerben gewußt. Sie geschah im Jahre 1124. Gerade in demselben Jahre verstarb jener Rudolf, der Verwalter der Markgrafschaft Soltwedel. Mochte er dieselbe auch widerrechtlich besessen haben, so hatte er doch vor seinem Tode noch seinen Neffen Heinrich III. in dessen rechtliches Besitzthum eingesetzt. Aber dieser, der nun freilich diesen Theil seines väterlichen Erbes erworben hatte, nicht aber zum Besitz der Grafschaft Stade gelangte, verstarb ebenfalls sehr bald, schon im Jahre 1128, und wie man glaubt, an Gift, doch ist dies nicht erweislich. Wir müssen dieses Alles so umständlich deswegen anführen, weil viele Zweifel gegen den dauernden Besitz des Grafen Friedrich erhoben sind. Es liegt aber am Tage, daß Friedrich sowohl Stade als Dithmarschen behauptete, wenn auch zuerst einige Male seiner Abstammung wegen angegriffen, und er hat dieses Besitztum 40 Jahre lang beherrscht.

Zu der Zeit nun, da er dieses Gebiet beherrscht, wird erwähnt, daß der Erzbischof Adalbert II. in Person einmal nach Dithmarschen gekommen sei, um daselbst eine Kirchenvisitation zu halten, also wahrscheinlich nach Meldorf, und daß er daselbst geraume Zeit verweilt habe. Während dieser Zeit nun, da er hier sich aufhielt, geschah es, daß aus dem benachbarten Holstein, und zwar aus der Gegend von Faldera, Leute zum Erzbischof kamen und ihn dringend baten, daß er ihnen einen seiner Priester, die er mit sich führte, überlassen möchte.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/64&oldid=- (Version vom 14.6.2018)