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ja eigentlich ebenfalls eine Markgrafschaft, wenn auch gegen die See hin.

Udo II. vermehrt noch durch einige Erwerbungen seine Markgrafschaft, so z. B. durch die Grafschaft Greitz im Meissnischen. Allein in Beziehung auf Stade, das ja hier eigentlich uns beschäftigen soll, war er nicht so glücklich. Er muß entweder seinem Verwandten, Heinrich IV., nicht recht gefallen haben, oder was dieser that, geschah zu Liebe dem ehrgeizigen Adelbert zu Bremen, der ja den König in dessen Jugend beinahe ganz beherrscht hatte. Heinrich entzieht dem Markgrafen die Markgrafschaft Stade und giebt sie dem Adelbert zu Lehn im Jahre 1062, und dies ist der erste Anfang der neuen fortwährend behaupteten Ansprüche dieses Erzbischofs auf Stade, und sogar auch auf Dithmarschen. Daß uns in den hierüber ausgefertigten Urkunden Heinrich’s IV. Dithmarschen nicht als besonderer Landestheil aufgeführt wird, kann uns keinen Anstoß geben; das kann nur diejenigen in Verwunderung setzen, welche glauben, daß Dithmarschen erst später mit Stade vereinigt wurde; wenn es gleich Anfangs damit vereinigt war, so war jene besondere Aufführung desselben nicht nöthig.

Der Erzbischof Adelbert nun nimmt die Lande in Besitz und weiß sich das Besitzthum zu bewahren. Es erhebt sich durch ihn die feste Burg in der Grafschaft auf dem Söllenberge bei Blankenese, und neuerdings aufgefundene Urkunden sollen bezeugen, daß im Jahre 1059 eine Dithmarscherin Grundstücke an den Erzbischof von Bremen geschenkt habe[1], welche dieser der auf dem Söllenberge neu errichteten Probstei angewiesen. Inzwischen entschließt sich doch der Erzbischof, vielleicht, indem er doch die Rechte des gräflichen Hauses zu Stade berücksichtigte, die Grafschaft wieder dem Grafen zu Lehn zu übertragen, so daß das Land im Grunde dem Grafen blieb, nur war es aus einem freien Lehn zu einem Afterlehn umgestaltet, denn die Lehnshoheit blieb ja immer dem Erzbischof. Auch ist es leicht möglich, daß der Kaiser vielleicht diese

  1. Michelsen, Urkundenbuch I, 1.
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/61&oldid=- (Version vom 15.6.2018)