Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/60

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hätten, oder sei es, daß er anderweitig beschäftigt war; wie dem auch mag gewesen sein: Ida, verwittwet und kinderlos (sie hatte freilich noch einen Sohn mit Namen Burkhard, der war aber dem geistlichen Stande bestimmt) – Ida beschloß, sich mit dem Grafen zu versöhnen und entsagt nicht nur ihrem Recht auf Dithmarschen, sondern setzt jenes gräfliche Haus auch zum Erben ihres Allodialguts ein. So kam die haereditas Idae an Stade. Gegen diese Verfügung erhebt sich aber ein anderes Haus, das oldenburgische. Da nämlich ein Graf von Oldenburg eine Tochter der Ida geehelicht hatte, so glaubt dieses Haus seine Rechte beeinträchtigt. – Fragen wir nach der Zeit dieser Wiedervereinigung Dithmarschens mit Stade, so können wir nur vermuthen: Papst Leo IX. starb 1054. Also muß diese Begebenheit sich vor jenem Jahre zugetragen haben.

Lüder Udo begiebt sich darauf in einen weitläufigen Krieg mit den Wenden und trägt die Markgrafschaft Nordsachsen davon, nachdem der letzte Markgraf daselbst, Wilhelm, im Kampfe gegen die Wenden gefallen ist (1056). Der König von Deutschland Heinrich III. belehnte Lüder Udo mit der Markgrafschaft seiner im Wendenkriege bewiesenen ausgezeichneten Tapferkeit wegen; doch mag diese Belehnung auch sehr befördert haben, daß der Graf dem König nahe verwandt war; „regi consanguinitate proximus“ sagt Lambert von Aschaffenburg von ihm: genug, er erhielt die Nordmark (im Gegensatz gegen die Ostmark so genannt, welche letztere gegen die Wenden in Meissen errichtet, die Niederlausitz umfaßte und gewöhnlich Markgrafschaft von Unnaburg genannt wurde; die Nordmark hieß Markgrafschaft von Soltwedel, später von Brandenburg). So tritt Stade mit Sachsen in merkwürdige Vereinigung und das gräfliche stadische Haus war von nun an ein sehr bedeutendes in Norddeutschland. Doch Lüder Udo kann sich nicht lange der erworbenen Macht erfreuen; er stirbt schon am 7. November 1057. Ihm folgt sein Sohn Udo II., und man darf sich natürlich nicht mehr wundern, daß dieser allgemein auch in Beziehung auf Stade Markgraf heißt; auch war Stade

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/60&oldid=- (Version vom 15.6.2018)