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Raum, daß sie eher auf Gerichtsversammlung hindeutet, als auf jene vorher erwähnte Sitte.

Obgleich die Carstens’schen Quellen, wie oft erwähnt, sehr geringen historischen Glauben verdienen, so sehen wir uns doch genöthigt, wiederholt auf sie zurückzukommen; zumal da Bolten des Carstens Werk, besonders was die erste Zeit betrifft, sehr stark benutzte, woher mehreres in den Glauben vieler Dithmarschen übergegangen ist. Carstens findet nun eine ganze Menge solcher Tempelstellen, unter andern eine sehr wichtige in der Mitte des Landes, wo jetzt Hemmingstedt liegt. Diese läßt er dem Thor geweiht sein, den größten und prächtigsten im ganzen Lande. Den Thor will er zugleich in einen Jupiter verwandeln und zwar in den Jupiter Hammon, und davon leitet er den Namen Hemmingstedt ab. Er will diese Nachricht in einem alten Statutenbuche in Hamburg gefunden haben (das muß wol ein seltsames Statutenbuch gewesen sein!). Mit solchen und zum Theil noch seltsameren Erfahrungen fährt Carstens eine geraume Zeit lang fort. Er spricht noch vom Riesenwohld, wo drei heilige Eichen mit drei Kreuzen bezeichnet standen; von einem Tempel des Wodan bei Windbergen, wovon Bolten keine Spur hat finden können. Ferner meint er, der Ort Högen bei Hennstedt habe seinen Namen davon, daß man dort den Kopf einer geopferten Kuh umhergetragen habe, worüber die Leute ihre „Hög“, Freude, gehabt hätten. Auch Bolten versucht eine Ableitung des Wortes Marschkammer, einer kleinen Strecke Marschlandes zwischen Meldorf und Nindorf, und giebt ihm eine Beziehung auf den Gott Mars. Allein „Kemerken“ oder „Kämmerken“ ist, auch bei Neocorus, ein Stück Landes, und „Marsch“ ist die Marsch, nicht Mars, so daß es ein Stück Marschland bedeutet. Und so verhält es sich auch in der That mit demselben, es bildet den Anfang der Marsch.

Auch die große Anzahl von heiligen Bäumen, deren Bolten erwähnt, beruht auf Carstens’ Auctorität. Von diesen dürfte ein einziger als ein für heilig geachteter genannt werden, aber gar nicht mit Bezug auf die alte heidnische Zeit, sondern auf

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/45&oldid=- (Version vom 14.6.2018)