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Carstens sie gefunden haben; also muß diese, da sie so früh in derselben stand, nicht sehr alt gewesen sein.

Betrachtet man nun[WS 1] die sächsische Sprache genauer, so findet man schon einen sehr merklichen Unterschied in der Sprache des Johann Russe und des Neocorus; einen ungleich größeren von dem Landrecht von 1447. Bei weitem älter mußte aber noch die Voigtemann’sche Chronik, und ganz besonders im Anfange, sein. Doch das ist die Sprache nicht; sie scheint dagegen noch neuer. So kommt „Grenzpfahl“ darin vor, was die alte sächsische Sprache durch „Stapel“ bezeichnet hätte. Ferner lesen wir da: „op idel Böm“, was freilich jetzt ziemlich allgemein ist; in den ältern Schriften möchte man es nicht finden, selbst nicht im Neocorus. Dann wird auch das Jahr 1440 als ein sehr altes betrachtet, was verhältnißmäßig die Voigtemann’sche Chronik sehr jung macht, und dieß soll schon stehen Seite 8, und endlich bleibt es doch immer auffallend, daß der erste Theil der so alten Chronik nicht lateinisch abgefaßt war. Dieß alles zusammengenommen wird man es wenigstens entschuldigen, wenn man Bedenken trägt, in der dithmarsischen Geschichte von dem, was Carstens berichtet, Gebrauch zu machen.

Nachdem so jener alten Quellen Erwähnung geschehen, muß noch ein Wort von Boltens Arbeit gesagt werden. Bolten, als er sein Werk begann, Prediger zu Wörden, später zu Altona, gab dasselbe in 4 Bänden heraus. Betrachten wir seine Arbeit genauer, so stellt er sich, was seinen Stoff betrifft, uns als sehr bedeutend dar. Selten werden jetzt so viele Jahre, und dabei so große Beharrlichkeit, begleitet von so schätzenswerther Auffindung, auf einen Stoff verwandt. Er hat nicht nur des Neocorus handschriftliche Arbeit, sondern auch manche andere schätzenswerthe alte Urkunden benutzt. Vermissen läßt sich freilich manches in seinem Werke; doch muß man dieß schon lange gelobt haben, ehe man anfangen darf, es zu tadeln. Zuvörderst vermissen wir freilich bei ihm genaue Kenntniß der altsächsischen Sprache in den Quellen, weswegen er oft irregeführt wird, manches aber lieber unterdrückte, wenn

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uun
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/33&oldid=- (Version vom 14.6.2018)