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empor, ein wackerer Anführer, Rolf Boie’s Sohn, forderte zu einem kühnen Angriff auf die Marienburg auf; was Menschenhand gebaut habe, könne Menschenhand auch brechen. Es ist die einzige kühne That von Seiten der Dithmarschen, deren Militärordnung völlig muß im Argen gelegen haben. Aber der Angriff mißlang, der kühne Anführer fiel und sein blutiges Haupt, auf einen Pfahl gesteckt, predigte nur von der Trüglichkeit der menschlichen Hoffnungen. Plünderung und Einäscherung der nächsten Dörfer folgte.

Aber es sollte noch schlimmer kommen: am 27. April 1404, dem Niemarstage, erfolgte ein Angriff auf die Stadt Meldorf. Der Kampf war blutig, die Stadt ward im Sturm genommen und geplündert und schätzte den Schaden auf 100,000 Mark; in der Umgebung des Herzogs hatten sich Manche so ausgezeichnet, daß derselbe ihnen den Ritterschlag ertheilte. Auch über die Nachbarschaft ergoß sich wilde Plünderung: Windbergen, dessen Schaden auf 20,000 Mark angeschlagen ward, Krummstedt, Farnewinkel, Odderade, Sarzbüttel. Wie theuer der Feind den Sieg bezahlte, wissen wir nicht: aber er wagte nicht in der Stadt zu übernachten. Es lief also auch dieser Zug nur auf eine großartige Plünderung hinaus. – Die Dithmarschen antworteten mit einem Verheerungszuge in die Gegend von Husum am 21. Mai, brannten in Rödemis 40 Häuser, in Mildstedt die Kirche nieder und führten an Kelchen, Ornat, Büchern und Bildern nicht unerhebliche Beute davon.

Nun aber folgte am Dominicustage, dem Vorabend des Oswaldustages, dem 4. August, die letzte große Plünderung. Mit einer ansehnlichen Schaar von Rittern und Knechten drang Herzog Gerhard über Nordhastedt nach Heide, dessen Name auf diesem Zuge zum erstenmal vorkommt, aber als ein kleines Dörflein, das seinen Schaden auf 1000 Mark anschlägt, während die benachbarten Rösdorf und Wesseln über einen Schaden von 10,000 Mark klagen; von da weiter nach Weddingstedt, Stelle und Lunden. Ein Theil seiner Leute wendet sich über Braken nach Hemmingstedt, ein anderer über Lohe und Rickelsdorf gegen Büsum. Zwei Brüder, Hinrich und Nicolaus

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/305&oldid=- (Version vom 14.6.2018)