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für jedes Döfft in Dithmarschen an, so erhält man 80 Rathmannen, und auf 70 bis 80 hat Dahlmann dieselben angeschlagen. Daß ihrer eine größere Zahl war, steht aus der Urkunde bei Neocorus (I, 633) fest, wo 28 namentlich aufgeführt sind, und doch ist von der ganzen Geest (Burg, beiden Hastedt, Albersdorf, Tellingstedt, Hennstedt, Delve) nur ein Mann gegenwärtig, wie auch von den fünf Vögten zwei fehlen. Meldorf und Windbergen sind durch sechs, Wörden durch vier Mann vertreten. Das geht auch hervor aus Michelsen, Urkundenbuch XVII, 22 vom Jahr 1323, wo von einem Comite von 12 Personen gesprochen wird, die aus ihrer Mitte ernannt werden sollen. Nimmt man an, daß jedes Döfft die in Dithmarschen sonst immer wiederkehrende Zahl von 12 Rathmannen hatte, so wären ihrer 60 gewesen und die Achtundvierzig wären die Rathmänner der vier nördlichen Döffte, da die Strandmannen wegen der Entfernung von Heide den Beitritt verweigerten. Dann wäre der Act von 1447 Ergänzung der Rathmänner durch Neuwahl, mit Beseitigung der notorisch unfähigen und Uebertragung von richterlichen Functionen auf dieselben. Dadurch würde der Glaube, daß die Achtundvierziger von jeher an der Spitze von Dithmarschen gestanden hätten, wie ihn Neocorus und wohl alle Aelteren hegen, bis zu einem gewissen Grade gerechtfertigt.

Daß sie gewählt waren und zwar auf Lebenszeit, ist durchaus wahrscheinlich, wenn auch nicht zu erweisen: es liegt nahe, anzunehmen, daß sich das Rathmannencollegium aus dem populären Theile des Adels und aus den begütertsten und einflußreichsten Männern der Gemeinde zusammensetzte. Was der Adel that, um dem Aufgehen in den Rathmannen zu entgehen, das bedeckt die Nacht der Vergessenheit. Es läßt sich vermuthen, daß bei dem Tode eines Rathmanns seine Stelle durch Neuwahl besetzt ward, daß man aber gern den Sohn in des Vaters Stelle treten ließ und dadurch dem Geschlechte einen gewissen Einfluß auf die öffentlichen[WS 1] Angelegenheiten sicherte.

Mit dem Auftreten der Achtundvierzig verschwinden die Rathgeber auf einmal fast gänzlich, ja die Achtundvierzig nennen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: öfientlichen
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/270&oldid=- (Version vom 16.9.2022)