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Jahr 1590 benutzen (sie fängt an mit dem Jahre 1040). Bedauern müssen wir es, daß seine Arbeit bis jetzt wenigstens uns verloren gegangen ist[1]; doch haben wir einigen Ersatz dadurch, daß Neocorus sein Werk so vollständig benutzte. Außerdem wird jenes Werk von Anton Heimreich, in seiner kleinen dithmarsischen Chronik, unter seinen Quellen aufgeführt (er schrieb 1682). Es scheint auch, als wenn Hellmann, Verfasser der süderdithmarsischen Kirchengeschichte, es benutzte, und fast auch, als wäre es unter den Quellen gewesen, die Westphalen offen standen.

Die Arbeit des Neocorus ist freilich nicht als eine vollständige Landesgeschichte zu betrachten, sondern mehr als Zusammenstellung anderer Arbeiten, die aber zum Theil geleitet werden durch Urkunden, ja öfter durch Originalurkunden, und wir sehen deutlich, daß ungeachtet jenes Befehls der Sieger, alle Urkunden auszuliefern, dennoch viele derselben erhalten wurden, so daß Neocorus die wichtigsten unter ihnen allemal liefern konnte.

Außer jenen zwei wichtigen schriftlichen Arbeiten, die sich allein mit Dithmarschen beschäftigten, konnte Neocor auch noch solche benutzen, wo dieses nebenher behandelt ward. Für ein bündiges Zeugniß des dithmarsischen Märtyrers Heinrich von Zütphen hatte Luther selbst Sorge getragen. So ward dieser selbst ihm eine herrliche Quelle für die damalige Zeit. Auch hat er geschöpft bei Johann Ranzow, dem Vater, und Heinrich Ranzow, dem Sohn, welche beide, jeder für sich eine Geschichte der Eroberung Dithmarschens geschrieben haben. Denn wohl waren diese Feinde und Sieger, aber ehrenwerthe. – Was die spätere Zeit anbelangt, nämlich die der beginnenden Herrschaft, so hat Neocor die Kunde hierüber größtentheils aus eigener Erfahrung erhalten, theils auch aus der Erzählung Anderer: so citirt er häufig seinen Vater, Adolfus parens; theils, und ganz vorzüglich durch seine eigene Landeskunde.

  1. Sie ist 1864 wieder entdeckt von Herrn Geheimrath A. J. L. Michelsen.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/27&oldid=- (Version vom 14.6.2018)