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aufgebaut war, stürzte 1444 am 29. November die Spitze in einem furchtbaren Sturme zusammen. So erhielt er dann die unschöne Form, die er Neocorus (II, 532) zeigt, bis 1866 am 28. Januar die Spitze abermals vom Blitze getroffen abbrannte, was dann zu einem neuen Thurmbau führte.

Das mangelhafte Material hat zu wiederholten Malen Bauten an den Mauern der Kirche nöthig gemacht, die sich durch viel kleinere Steine dem Auge leicht entdecken. Das kann aber nicht der Grund, wenigstens nicht der alleinige Grund des Hauptbaues der späteren Zeit gewesen sein, der die Mauern nach Süden weiter vorrückte, die Spur des südlichen Flügels vertilgte und statt dessen der Kirche ein zweites Längenschiff, das sogenannte Südergewölbe, gab. Vermuthlich galt es, Raum zu Begräbnissen in geweihtem Boden zu gewinnen, wie denn hier die ältesten Leichensteine in der Kirche von 1504 und 1556 liegen, vielleicht zu Meßaltären und Leichenfeierlichkeiten. Der Stil ist entschieden gothisch, freistehende Säulen, die Erbauungszeit wohl zwischen 1444 und 1500. Denn die älteste Abbildung von Meldorf aus der Vogelperspective in Brauns Theatrum mundi 1572 zeigt zwar den Thurm, wie er nach 1444 wieder aufgebaut war, aber nicht das Südergewölbe, während sie sonst sich als höchst genau gearbeitet erweist, wie sie denn auch die Unterschrift „Daniel Frise Dithmarsus“ führt.




X.
Die Rathgeber.

Die Rathgeber, consules oder consiliarii, sind ein Collegium, das bis dahin eine eingehendere Beleuchtung nicht gefunden hat. In den holsteinischen Districten findet sich, soviel mir bekannt ist, nichts Aehnliches, wohl aber in den friesischen Wesermarschen, worauf mich zuerst Herr Geheimerath Michelsen aufmerksam

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/266&oldid=- (Version vom 16.9.2022)