Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/265

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

d. h. gerade bis in die Zeit, wo Meldorf Stadt und Hauptstadt Dithmarschens wurde. Ob übrigens dieselbe eine Nachahmung des zwischen 1266 und 1276 erbauten Lübecker Domes ist, wie Lübke S. 259 den Dom zu Ratzeburg eine Nachahmung des braunschweigischen nennt, muß dahingestellt bleiben.

Es erübrigt nur noch, zweier Dinge zu erwähnen, des Thurmes und des Südergewölbes. Daß der alte Thurm mit der Kirche aus einem Guß hervorgegangen ist, hat sich beim Abbruch desselben 1867 gezeigt. Da war nirgends eine Scheide zwischen beiden zu entdecken und die Steine mußten sämmtlich durchgehauen werden. Es fand sich bei dieser Gelegenheit auch, daß der ursprüngliche Hauptzugang durch den Thurm gegangen sei, wie die dadurch bloßgelegten Gewölbe zeigten. Der Thurm ist wohl der erste wunde Fleck der Kirche gewesen, denn der Grund desselben war so flach gelegt, daß er oberhalb der Straße lag. (Von einem eigenen Grundstein fand sich keine Spur.) In Folge dessen muß die Westmauer desselben schon frühzeitig bedenklich gesunken sein, so daß man sich genöthigt sah, den Eingang durch denselben aufzugeben, aber auch die Ausfüllung der Oeffnung durch Steine, die Vermauerung mit gehauenen Quadern, nichts konnte den Mangel eines genügend tief gelegten Grundes ersetzen, und die Risse und Spalten der Westmauer haben sicherlich seit Jahrhunderten die Sorge der Kirchenbehörde gemacht. Auch das Material des Backsteines wollte hier wie an mehreren Stellen der Verwitterung nicht genügend widerstehen. Bei dem Thurmbau aber hat man sich etwas leicht davon gemacht. Der Grund war nur aus unverbundenen Felsen; in der Mauer wechselten Stellen, wo dieselbe gediegen von Steinen war, mit anderen, wo loser Schutt ohne Mörtel den Zwischenraum von zwei Futterungsmauern füllte, was bei dem Abbruch des Thurmes nöthigte, die Mauern bis auf den Grund abzubrechen. Der Thurm diente übrigens den Seefahrern beim Einfahren in die Elbe zum Wahrzeichen. 1435 traf ihn ein Blitzstrahl und äscherte den oberen Theil ein. Nachdem er in der nächsten Zeit wieder

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/265&oldid=- (Version vom 14.9.2022)