Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/264

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Durchschnittes von Lang- und Querschiff, welches Quadrat bleibt, zwischen je vier Säulen Oblonge. – Legen wir diese Grundzüge an unsere Kirche, so finden wir nirgends ein Oblong, sondern lauter Quadrate, Chor, Durchschnitt, Flügel und das Langschiff zwei Quadraten gleich, finden außer dem Südergewölbe, das viel jünger ist und erst zwischen 1444 und 1500 erbaut sein kann, nirgends eine Säule, sondern nur Pfeiler. Wir finden als Zierde an den Pfeilern die obengenannten Halbsäulen mit dem für sie als Capitälschmuck postulirten Würfel. Wir finden auch im Chor, was ebenfalls dem romanischen, nicht dem gothischen Stil eigenthümlich ist, ein sogenanntes Netzgewölbe, die Gurten der Gewölbe von Consolen getragen, während da im gothischen Bau Halbsäulen aus den Wänden hervortreten. Und was nun den für den romanischen Stil charakteristischen Rundbogen anlangt, so finden wir ihn überall als Schmuck der äußeren Kirchenmauer des nördlichen Flügels (der südliche ist leider bei dem späteren Bau des Süderschiffes zerstört), finden ihn im Innern in den Nischen, da freilich von einem flachen Spitzbogen überdacht, was uns auf den sogenannten Uebergangsstil hinweist, eben so wie die Gewölbe im Innern in flachem Spitzbogen. Auch die Verzierungen der östlichen Außenwand sind die der romanischen Portale, wie sie bei Lübke, S. 229 der ersten Ausgabe, abgebildet sind. Eine andere charakteristische Zierde der romanischen Kirchen, die sogenannte Apsis, ein Halbkreis, der oftmals sich besonders beim Altar zeigt, oft ein Bischofsgrab, Krypte, unter sich birgt, findet sich freilich nicht, aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß der nördliche Flügel unter seinen beiden oberen Fenstern eine solche gehabt habe, und vermuthlich eben so der südliche, die durch den Bau der sogenannten Garvekammer zerstört ist. – Es mag hier noch darauf hingewiesen werden, daß das Hauptpastorat an seinem Ostende diese Apsis zeigt.

Haben wir so den spätromanischen Stil als den unserer Kirche nachgewiesen, so wird für uns von großer Wichtigkeit Lübke’s Urtheil (S. 246), daß die Tendenz, in diesem Stil zu bauen, bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts reicht,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/264&oldid=- (Version vom 16.9.2022)