Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/254

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

kann. Der Boden ist sandig und mager und lohnt nur dürftig die auf seine Cultur gewandte Mühe. Wenige hundert Schritt aber von dem obgedachten Wege entspringt in einem Moor die Holstenau und strömt dann, bei Schaafstedt, Hohenhörn[WS 1], Hochdonn, Sprantenkuhlen vorüberfließend, südwärts der Wilsterau und mit ihr der Elbe zu. Zu beiden Seiten lagern sich breite moorichte Niederungen, hinreichend, um jeden Verkehr mit dem benachbarten Holstein zu unterbrechen.

Verläßt man aber die obige Straße, die direct nach Westen, nach Meldorf führt, und wendet sich rechts in die Hölzungen, so steht man zunächst vor dem anmuthig gelegenen Albersdorf, wo eine Brücke über die Gieselau geht; hier spaltet sich der Weg nach Norden und nach Westen. Folgen wir dem ersteren, so führt er uns nach anderthalb Meilen Weges nach Tellingstedt, und wir befinden uns am Ufer der durch tiefe breite Niederungen führenden Tielenau, die hier allerdings auf einer Brücke passirt werden kann, welche aber in unmittelbar dahinterliegenden Höhen eine starke Deckung hat. Weiter abwärts zur Eider, in die sich die Tielenau ergießt, dehnt sich ein wenig über das Wasser erhobenes Land aus, das in alter Zeit von demselben ohne Zweifel ganz überströmt, großentheils mit Gestrüpp und Schlingpflanzen bewachsen war und jedem Vordringen eines Fremden, eines Feindes, ein unübersteigliches Hinderniß entgegenstellte. Es ist der sogenannte Tielenhemm, die erste der jetzt zu besprechenden Hammen. Daß das durch ganz Niederdeutschland und England verbreitete Wort (es genügt, an Hamm, Hamburg, Buckingham zu erinnern) von „hemmen“ herkommt und ein natürliches Hemmniß bezeichnet, liegt auf der Hand.

Am besten beschrieben findet sich die Hamme in einem von Dahlmann benutzten Codex der Hamburger Bibliothek, S. 103 (in Uebersetzung): „Hamme sind Wälder und Sümpfe oder sumpfige Hölzung. In dem tieferen Sumpfe sind die Bäume nicht hoch, sondern nur Gebüsch und Gestrüpp.“

So stand also der Feind, wenn er hier eindrang, vor einem für die Mittel der damaligen Kriegführung schwer zu bewältigenden

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Höhenhörn
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/254&oldid=- (Version vom 16.9.2022)