Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/253

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Schlüssel zu suchen. Dithmarschen ist nämlich nahezu eine Insel, durch Niederungen, Möre und Hölzungen von dem übrigen Holstein so abgeschlossen, daß diese Scheidung bis auf den heutigen Tag ihre Wirkung äußert und wenig Verbindung zwischen den Dithmarschen und ihren östlichen Nachbarn herrscht und das dithmarsische Mädchen sich nicht leicht über des Landes Grenze verheirathet.

Man darf sich unter Dithmarschen beileibe nicht eine Marsch, einen durch Menschenhand dem Meeresboden abgewonnenen District, denken; die Marsch bildet kaum die Hälfte des Ganzen und existirte noch gar nicht, als das Land bereits den Namen Thiodmaresgâo führte; das wäre nichts als trüglicher Schein; das eigentliche Dithmarschen ist Geest, Sandboden, durch breite und tiefe moorichte Niederungen von dem benachbarten Holstein geschieden, mit dem es nur durch einen schmalen, etwa 1500 Fuß breiten Rücken zusammenhängt. Ueber diesen führte dann natürlich die einzige Zugangsstraße, von Hanerau nach Meldorf, alles Uebrige war unzugänglich, und die dort liegenden Wege sind erst nach der Eroberung des Landes, zum Theil erst vor reichlich zehn Jahren gebahnt.

Betritt man auf dem einzigen von der Natur geschaffenen Communicationswege, von Hanerau und Hademarschen kommend, über die hohe Lieth, das Land, so sieht man sich mit einiger Ueberraschung vor einer sehr verschiedenartigen Bodengestaltung; von der rechten Seite kommt aus hügligem, reichbewaldeten Terrain die Gieselau von Nordwest geflossen, wendet sich hart am Wege in tiefem moorichtem Boden nach Osten und umsäumt, zur Eider abfließend, den Rand des Landes; zur linken dagegen zeigt sich in einer Ausdehnung von anderthalb Meilen eine nackte ebene Heideflache, die sich südwestlich erstreckt. Es ist ein sogenannter Vierth, anfangs Albersdorfer, dann Tensbütteler Heide, darauf Krummstedter Vierth geheißen, eine Ebene, wo der nur wenig unter der Oberfläche liegende sogenannte Fuchsboden, eine steinharte, ockerhaltige Thonschicht, jeder Baumwurzel das Eindringen unmöglich macht und, dem Grabscheid widerstehend, nur mit der Haue durchbrochen werden

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/253&oldid=- (Version vom 16.9.2022)