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denn sieben Jahre später war es aus mit ihrer Herrschaft. Heinrich Ranzau sagt uns (Descriptio Chersonesi Cimbricae bei Westphalen, Mon. I, 45), ebenso wie Neocorus I, 338, der Adel sei zahlreich gewesen in Dithmarschen. War er in dem Wechsel der Herrschaft zwischen Erzbischof, Bischof von Schleswig, König von Dänemark und Graf von Holstein zwischen 1170 und 1227 vielleicht durch Hinrichtungen stark decimirt? Eine Hamburger Urkunde von 1265 nennt uns sechs dithmarsische Ritter: Friedrich von Reimarshusen, Bolquin von Wintberg, Thethard, Reimar von Hesen, Reimar von Wulfisberg und Voke, und neben ihnen, daß es 10 wurden, vermuthlich vier Geistliche von Adel, die Herren Thetharden Siegfried und Jerre, Halike Swarte und Thetbern, Herrn Vokes Bruder. Die Gleichheit des Wappens der Reventlow mit dem Vogtemannengeschlecht scheint zu beweisen, daß es innerhalb der Geschlechter adlige Klüfte gab. – Sie waren wegen eines Todtschlages mit den Woldrichsmannen verfehmt und aus dem Lande vertrieben worden, wie der Friedensschluß von 1323 ausweist. Zum dithmarsischen Adel gehörten ferner die Walstorpe, von Hoven und die von Eyen. Adliche Güter waren, wie Bolten wahrscheinlich macht, zu Windbergen, Frestedt, Krummstedt, Oldenerpe bei Meldorf, Lendern. Dergleichen werden es gewesen sein, die Erzbischof Giselbert 1298 dem Otto von Plon abkaufte und dem Grafen von Holstein schenkte. Viel läßt sich aus Mangel an Nachrichten nicht darüber sagen. Der Adel ward wohl 1286 nicht aus dem Lande getrieben, sondern nur seiner Standesehren und Sonderstellung beraubt. Hing das zusammen mit der zahlreichen friesischen Einwanderung, welche Dahlmanns Scharfblick entdeckt hat? Heinrich Ranzau meint, es sei aus Haß gegen den Grafen Adolf III. geschehen. Aber er muß Adolf V. meinen, an dessen Hof allerdings Hartwig Reventlow Aufnahme fand. Uebrigens setzt Ranzow das Ereigniß ein Jahrhundert zu früh. Neocorus weiß davon nichts und meint, der Adel habe den Bauern mit Diensten belegen wollen. War es der friesische Freiheitssinn, der sich den Ansprüchen des dithmarsischen Adels widersetzte?

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/250&oldid=- (Version vom 16.9.2022)