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ausliefern müssen: wer zufällig oder mit Absicht etwas behalten hatte (und dies war bei nicht Wenigen der Fall) trat jetzt noch gewiß nicht leicht mit diesem gleichsam nicht rechtlichen Besitz hervor. Was aber die fortgeführten wichtigsten Quellen betraf, welche in den Händen der Landesregierung waren, so konnte diese, weil die Wunde noch so frisch war, es gewiß nicht gerne sehen, viel weniger es befördern helfen, daß eine Beschreibung der unterdrückten Freiheit bekannt gemacht oder auch nur verfaßt würde. So war, was verschleppt war, so gut wie unzugänglich. Reiste er denn vielleicht nach Bremen, der alten Landesherrschaft, oder nach Lübeck, der alten, zuletzt so falschen Bundesgenossin seines Vaterlandes; oder nach dem benachbarten Hamburg? – so könnte man fragen, geleitet von neuerem Gebrauche. Aber daran dachte man in damaliger Zeit noch nicht[1]. Was Ueberlieferungen gaben, da war er gewiß der Mann, es ganz aufzufassen. Die Sitten und Gebräuche seiner Landsleute waren damals noch im Ganzen dieselben als zur Zeit der Freiheit. In Absicht der Landesbeschreibung, des sichersten Grundes der Geschichte, wußte er sich zu helfen durch eigene Kunde und Forschung.

Frägt man aber, welche schon vorhandenen Geschichtswerke er benutzt hat, so finden wir, daß er, nachdem erst die Etymologien, Völkerverwandtschaften und Opinionen (wie er sie nennt) über die Abkunft der Völker abgehandelt waren, über die ältesten Zeiten vorzugsweise den alten Helmoldt zu Rathe zog; und über spätere Zeiten insbesondere die Schriften des gelehrten Hamburger Domherrn Albert Kranz (welcher 1517 starb mit Luthers Thesen in der Hand, die er nicht mißbilligte), dessen Saxonia viele dithmarsische Zustände berichtet, und treffliche Schlachtberichte liefert. Ueberdieß blieben nicht ganz unbenutzt Chyträus, Petersens holsteinische Chronik und Sebastian Münster. Des Neocorus eigenes Verdienst dabei ist das der

  1. Reisen hat er sicherlich nicht gemacht: selbst in Dithmarschen kennt er südlich von Meldorf[WS 1] weder die Patrone der Kirchen, noch die in den einzelnen Kirchspielen ansässigen Geschlechter.
    Anm. d. Herausgebers. 

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Maldorf
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/25&oldid=- (Version vom 14.6.2018)