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Eichbaum gestoßen im Wappen führte, nichts anderes als der Saß sei, von welchem die Sachsen ihren Namen haben. Diese Thatsache würde doch schwer in die Waage fallen. Andererseits erinnert er (I, 55), daß die Kappe der Frauen, die Kagel, wie sie die Abbildung von Marcus Swyns Frau auf dem bekannten Bilde und der Zeichnung bei Neocorus I, 160 zeigt, nur bei Dithmarschen und Friesen bunt sei (zweifarbig, roth und schwarz; vgl. II, 404). Aber wir müssen bald erstaunen, daß er so weit entfernt ist, daraus auf friesische Abstammung zu schließen, daß er nicht so ganz den Stab bricht über die Meinung derer, die daraus auf orientalischen Ursprung schließen wollten, die Friesen kurz abfertigend mit den Worten, daß aller einhelliger Consens dieselben weit von Friesen unterscheide. So wird denn auch wohl der von Almers in seinem Marschenbuch S. 184 erwähnte Klubenstock, der sich in gleich häufigem Gebrauche als Kluvstaken in Dithmarschen wieder findet, nicht mehr als ein schwacher Anknüpfungspunkt sein.

Nun aber komme ich schließlich noch auf einen Beweis von friesischer Nationalität, auf den ich von höchst beachtungswerther Seite aufmerksam gemacht bin, daß sich nur bei den Friesen die Institution der Rathgeber, consules, neben der Volksgemeinde finde. Es ist wahr, sie finden sich im Land Wursten, Butjadingerland; unter etwas veränderten Namen auch in Hadeln, Wührden, Ostfriesland, so 1291: „Nos consules et universitas terre Wirzacie“ (Pratje, Altes und Neues V, 309); 1469: „Wy söstein Radtgevere und gemene Insaten des Landes tho Wursten“ (Stern, Historische Nachrichten vom Lande Wursten, S. 44); 1427: Vertrag der 16 Rathgeber und Gemeinheit des Butjadingerlandes mit dem Rathe von Bremen (Cassel, Bremensia I, 327) u. s. w.; – wogegen man in Waitz, Geschichte von Schleswig-Holstein vergebens nach ihnen sucht. Das wäre ein durchschlagender Beweis, wenn diese Institution ursprünglich wäre; sie findet sich aber nicht vor 1227. Jedenfalls wird der Dithmarscher, mit dem Graf Rudolf II. nach Neocorus I, 322 verkehrte und bei ihm zu Gaste war, wohl ein vornehmer Mann, aber nicht ein Rathgeber

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/242&oldid=- (Version vom 14.6.2018)