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sofort auf die Dreschtenne. Rechts und links sind die Standplätze, für das Vieh, ,Boos‘ genannt, durch Ständer, welche den Platz des einzelnen Stückes Vieh abgrenzen, von der Dreschtenne geschieden. Auf diesen Ständern und der Hinterwand liegen Balken, ,Intangs‘ genannt, welche statt des Bodens lose aufgelegte Schlethe, d. i. noch unbehauene junge Bäume resp. Baumäste, tragen. Dieser Boden heißt ,Hilgen‘. Zwischen gedachten Ständern erheben sich senkrecht in größeren Entfernungen starke Balken, ,Höftständer‘ bis zur Höhe von 12 bis 14 Fuß. Diese tragen starke Balken über der Dreschtenne, die Höftbalken, welche wieder mit Schlethen, Latten oder Brettern lose belegt sind und den Boden der Dreschtenne bilden. Dieser heißt ,Tellig‘ und sein Material ,Telligholt‘. Das Vieh stand mit den Häuptern der Dreschtenne ,Grotdehl‘ zugewendet, und konnte früher zwischen den Ständern hindurch frei auf die Dreschtenne den Kopf hinausstrecken und nahm von dieser sein Futter. Später wurde eine Bretterverkleidung zwischen der Boos und der Dreschtenne aufgeführt, um das Vieh gegen Kälte und Luftzug zu schützen. Geht man die Dreschtenne entlang, so gelangt man in die Wohnung der Menschen, welche von der großen Diele durch eine Wand getrennt ist. Gradevor ist in der Regel ein größeres Gemach, der Pesel, ohne Ofen. Es dient zur Aufbewahrung von Geschirr und Vorräthen, bei sämmtlichen häuslichen Festen als Saal und hat einen Ausgang ins Freie, in der Regel in den Garten. Links davon liegen die Wohnstuben, meistens zugleich Schlafstuben; rechts befinden sich Küche, Speisekammer und Milchkeller. Im Pesel sind die Schlafstellen für das Gesinde. Die Küche hat keinen Schornstein: für den Rauch ist eine Oeffnung, welche auf die Dreschtenne führt. Schließlich muß der Rauch zur großen Thür hinaus, welche den Tag über offen steht. Im Lauf der Zeit sind indeß alle Häuser mit Schornsteinen versehen und bei Neubauten wurde das sächsische Haus von dem friesischen verdrängt, welches früher in der Marsch dominirte. Dieses enthält in der Regel zwei und noch mehrere Dreschtennen, die quer das Haus durchsetzen,

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/238&oldid=- (Version vom 14.6.2018)