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nennt es unter den 7 friesischen Gauen, welche zum Stifte Bremen gehörten: Ostringa, Rustringa, Wanga, Diesmeri, Herloga, Nordi und Morseti. – Da ist allerdings Dithmarschen, vorausgesetzt, daß es Diesmeri ist; der Name hat eine entfernte Aehnlichkeit; aber mehr auch nicht. Wir müssen natürlich weiter fragen: Wo liegen denn die andern Gaue? Nordi hat der Stadt Norden im Großherzogthum Oldenburg seinen Namen hinterlassen und in seiner nächsten Nähe, zwischen Weser und Ems, finden wir auf den Spruner’schen Karten auch Ostringa, Rustringa, Herloga und Morseti. Wer darf da die zwischen ihnen stehenden Wanga und Diesmeri, ich sage nicht ostwärts von der Weser, sondern ostwärts von der Elbe suchen? – Räumen wir es nur ein, aus der Ueberlieferung Adams von Bremen läßt sich für die friesische Nationalität der Dithmarschen kein Capital schlagen. Aber die andern Autoren? – Sie stehen sämmtlich auf Seiten der Sachsen, nur daß die Kudrun die Dithmarschen zweimal mit den Friesen zusammen nennt. Helmold sagt I, 48: „Tres sunt Nordalbingorum populi: Sturmarii, Holzati, Thetmarzi, nec habitu nec lingua multum discrepantes, tenentes Saxonum jura et Christianum nomen, nisi quod propter barbarorum viciniam furtis et latrociniis operam dare consueverint.“ Auf Wittekind von Corvey, den ich leider außer Stande bin einzusehen, stützt Neocorus I, 55 seine Meinung, daß die Dithmarschen Nachkommen der Sachsen sein. Den Gedanken an friesische Abkunft aber lehnt er ab – I, 61 – mit Berufung auf Krantz. (Das Citat Sax. II, 6 ist falsch): „De Ditmarschen efft se wol up der Naburschop der Fresen gelegen unde dorch de Elve unde Eider beschlaten werden, neme ick uth, dat se under de Fresen nicht gehören, efft wol ehr Landt schone twischen Seen und Sumpfen gelegen iß, darum, dat se alletidts der Dudeschen Sprake gebruket hebben unde tho dem Lande Sassen sin gereknet worden.“ Der Grund ist durchschlagend: Dithmarschen spricht nicht friesisch und hat nicht friesisch gesprochen. Wenn Neocorus I, 60 einundzwanzig friesische Wörter, die in Dithmarschen vorkamen, nennt, so weist das nur hin auf den mannigfachen

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/235&oldid=- (Version vom 14.6.2018)