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der Fluth von Nord und Süd gebildet hatte, einen festen Communicationsweg mit dem Festlande, worauf dann 1608 und 1609 die große Eindeichung stattfand, bei der Neocorus selber thätig war. Auch sonst betrieb man damals die Eindeichung: lange wiederholte Verhandlungen fanden seit 1597 über Helmsand statt, welches sowohl Büsum als auch Marne für sich in Anspruch nahm, Büsum als altes Besitzthum, woher man Heu gewonnen und wo man Baken unterhalten habe, Marne als in seiner nächsten Nachbarschaft liegend, einen Punkt, den man bei tiefer Ebbe trockenen Fußes erreichen könne, wogegen Büsum einwandte, daß zur Fluthzeit der Hauptstrom zwischen Helmsand und Marne gehe. Die Sache ward schwieriger dadurch, daß Büsum und Marne verschiedene Landesherren hatten, was auch wohl am Ende die Absicht der Eindeichung vereitelte. Daß die Strömungen hier große Revolutionen hervorgerufen haben, ist Carstens und Bolten gewiß zuzugeben, und Neocorus’ Aufzeichnungen zeigen, wie oft man sich genöthigt sah, das schon Eingedeichte theilweise den Fluthen wieder preiszugeben. 1601 fanden bei Wörden und Ketelsbüttel Eindeichungen statt, 1608 und 1609 ward der Wardamskoog zwischen Büsum und dem Festland gewonnen: siehe den Anhang. Es erübrigt nur noch, mit einigen Worten der späteren Eindeichungen zu gedenken (s. Hanssen und Wolf, Chronik, S. 109–134 und S. 46 f.). Indem die beiden Deiche des Wardamskooges auf dem nächsten Wege das feste Land zu erreichen suchten, bildete sich sowohl in Nordwest als Südost ein Meerbusen mit ruhigem Wasser und infolge dessen eine Aufschlickung. 1696 suchte man den ersteren einzudeichen und nannte den gewonnenen Koog Hedewigenkoog (Koog ist ein seewärts an einen Deich sich anlehnendes, neu eingedeichtes Stück Land). 1713 folgt dann auch die Eindeichung in Südost und erhielt den Namen Friedrichsgaber- oder Wasmerskoog. 1717 folgte westlich von Marne der Sophienkoog. Aber während man hier, wenn auch mit großen Schwierigkeiten Land gewann, kämpfte man am Südende des Landes unglücklich. Schon 1677 ward der Andrang der Elbe so furchtbar, daß

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/230&oldid=- (Version vom 14.6.2018)