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allein gewählt. Sie beherrschte einen ganz andern Theil des Landes, die Kirchspiele Weddingstedt und Lunden nebst Büsum; aber die vorgeschobene Lage macht es wahrscheinlich, daß dabei zugleich auf benachbarte Marschdistricte (Weslingburen und Neuenkirchen) Rücksicht genommen war, die im Zaum gehalten werden sollten. Das führt uns auf die höchst bedeutsame Frage, wann in Dithmarschen die ersten Eindeichungen stattgefunden haben.

Schon Neocorus lehrt I, 83, daß die Marsch als eingedeichtes Land verhältnißmäßig spätern Ursprungs, sei und selbst Carstens, der von einem verschwundenen in christlicher Zeit reichbewohnten Watt die wundersamsten Nachrichten giebt (Bolten II, 313), will doch sichere Nachricht haben, daß der erste Seedeich vor Meldorf 1154 gelegt worden (Bolten II, 289). Um so mehr verlohnt es sich der Mühe, die obgedachte Frage gründlich zu behandeln.

Da haben wir nun zuerst hervorzuheben, daß die Lage des Schlosses in Burg nur begreiflich ist, so lange die Wilstermarsch uneingedeicht, Elbgebiet war, möglicherweise von flachen Inseln durchschnitten, so daß zur Zeit der Gründung der Burg, oder wenn man so lieber will, der Ansiedlung der Grafen, die Elbe noch den Fuß der Burg bespülte. Demnächst darf es nicht aus der Acht gelassen werden, daß die obengedachte Urkunde des Erzbischofs Adalbert von 1140 nicht ein einziges Kirchspiel in der Marsch nennt. Wollte man die Kirche in Uthaven dahin beziehen, so ist das ein verschollener Name, der uns selber aus dem Lande heraus zu weisen scheint, so daß man versucht wird, an eine Kirche in einem Wurthdorfe zu denken. Wie wäre es aber denkbar, wenn nicht die Hindernisse der Natur noch nicht wären bewältigt gewesen, daß eben der reichste Theil des Landes sollte der Kirchen entbehrt haben, da doch Marne, Eddelack als Ortschaften bereits vorkommen? Vor allem aber merkwürdig ist drittens die Erwähnung Eddelack, ubi jam tunc agricultura coeperat (wo man schon einen Anfang mit dem Ackerbau gemacht hatte), die zu beweisen scheinen, daß die genannte palus (Marsch) regelmäßig nur

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/226&oldid=- (Version vom 14.6.2018)